WELT
Zehntausende US-Bürger sterben in Folge einer Überdosis von Drogen
Baku, 10. Dezember, AZERTAC
Mehr als 52.000 US-Bürger sind vergangenes Jahr in Folge einer Überdosis gestorben. Die vielen Drogentoten tragen dazu bei, dass die Lebenserwartung in dem Land sinkt.
Hatte ein Neugeborenes in den USA 2014 im Durchschnitt 78,9 Lebensjahre vor sich, waren es ein Jahr später nur noch 78,8 Lebensjahre. Erstmals seit zwei Jahrzehnten ist in den USA 2015 die Lebenserwartung für heute Geborene leicht gesunken, teilte das Zentrum für Gesundheitsstatistik in Washington mit.
Grund hierfür: Acht der zehn häufigsten Todesursachen seien häufiger geworden - darunter vor allem Todesfälle durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Diabetes sowie Überdosen von Drogen und Medikamenten. Besonders betroffen sind weiße Männer und Frauen sowie schwarze Männer. Einziger Lichtblick: 2015 starben weniger Menschen an Krebs, vermutlich weil weniger geraucht wird und wegen besserer Früherkennung.
"Ich denke, wir müssen die Entwicklung sehr ernst nehmen", sagte Anne Case, Ökonomin der Princeton University, der "Washington Post" mit Blick auf die wachsenden Todesraten durch Herzerkrankungen. Experten machen für die negativen Entwicklungen seit Jahren auch Unterschiede in Einkommen und Ernährung sowie Arbeitslosigkeit verantwortlich.
Drogentote erreichen neues Rekordhoch - Große Sorge bereitet Fachleuten auch die immer weiter steigende Zahl der Drogentoten. Gut 52.000 Amerikaner starben 2015 an einer Überdosis - so viele wurden in dem Land noch nie zuvor registriert. Zum Vergleich: Bei Autounfällen kamen im gleichen Zeitraum knapp 37.800 Menschen ums Leben. Besonders stark nahmen die Todeszahlen im Zusammenhang mit Heroin und synthetischen Opioiden zu.
So stieg die Anzahl der Herointoten in dem einen Jahr um 23 Prozent auf knapp 13.000. Durch illegalen Konsum von synthetisch hergestellten Opioiden, beispielsweise dem Schmerz- und Narkosemittel Fentanyl, starben 2015 zudem knapp 9600 Menschen - ein Anstieg um 73 Prozent gegenüber 2014. Auch Popstar Prince unterlag im April 2016 laut einem Gerichtsmediziner einer Überdosis Fentanyl.
Insgesamt waren verschreibungspflichtige Schmerzmittel für die meisten Toten verantwortlich: gut 17.500. Mit vier Prozent stieg die Rate im Vergleich aber am geringsten.