WELT
Anhänger Mursis ändern ihre Strategie
Baku, den 13. August (AZERTAG). Die Anhänger des gestürzten Präsidenten ändern ihre Strategie. Sie protestieren jetzt vor öffentlichen Gebäuden. Das passt Anwohnern nicht, es gibt Straßenschlachten.
Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verlagern ihren Protest auf öffentliche Gebäude in Kairos Innenstadt. Am heutigen Dienstag zogen sie vor zahlreiche Ministerien und forderten die Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi.
Dabei kam es zu heftigen Straßenschlachten mit Anwohnern. Die Mursi-Anhänger sollen Geschäfte im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt verwüstet haben, um die Bewohner zu provozieren. Nach Korrespondentenberichten hat die Polizei Tränengas eingesetzt, um die beiden Lager zu trennen.
Auslöser für die Unruhen war der Versuch einiger Mitglieder der Muslimbruderschaft, das Innenministerium zu stürmen. Die Demonstranten sollen mit Steinen auf Bereitschaftspolizisten geworfen haben, die sich mit Tränengas wehrten. Anwohner schlossen sich den Berichten zufolge den Sicherheitskräften an und schleuderten Steine auf die Mursi-Anhänger. Die Demonstranten zogen auch vor andere Ministerien. Vor dem Ministerium für religiöse Stiftungen etwa wurden sie von Ladeninhabern und Passanten verprügelt.
Die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und seinen Gegnern halten seit Wochen an. Neu ist, dass die Anhänger Mursis offenbar ganz bewusst die Konfrontation mit den Anwohnern suchen.
Die Polizei bereitet die Bewohner der Häuser rund um das große Protestlager der Islamisten nahe einer Moschee auf die Räumung des Lagers vor. Die ägyptische Tageszeitung Al-Watan berichtete unter Berufung auf einen Anwohner im Stadtteil Nars-City, die Polizei habe Anweisungen für die „Stunde Null“ gegeben, für den Moment also, wenn die Beamten mit der Räumung beginnen.
Offenbar hat die ägyptische Übergangsregierung aber noch nicht endgültig über eine Räumung entschieden. Vieles spreche dafür, dass die Muslimbrüder in ihren beiden Zeltlagern nahe der Moschee und der Universität Kairo abgeriegelt werden sollten, um so ihren Widerstand zu brechen, berichtete die amtliche Zeitung Al-Ahram. Sie berief sich auf Informationen aus dem Präsidialamt nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates am späten Montagabend.
Seit Wochen harren Anhänger des gestürzten Präsidenten in zwei Protestcamps in der ägyptischen Hauptstadt aus. Sie fordern die Wiedereinsetzung Mohammed Mursis und wollen so lang demonstrieren, bis er wieder im Amt ist. Die Übergangsregierung – vom Militär eingesetzt – hat bereits mehrfach angekündigt, die Lager räumen zu lassen.
Erst am Wochenende hatten die Behörden den Anhängern Mursis ein 24-stündiges Ultimatum gestellt. Sie sollten ihre Stellungen freiwillig aufgeben. Andernfalls drohe die Räumung. Die Demonstranten hatten sich geweigert und ihre Protestlager mit Sandsäcken und Ziegelsteinen verbarrikadiert, das Ultimatum verstrich. Die angedrohte Räumung blieb allerdings aus. Die Polizei gab als Grund Sorge vor einer Eskalation der Situation an.