WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Astronauten drucken Ersatzteile bald im All aus
Baku, den 30. September (AZERTAG). Für ihre Schwerstarbeit im Weltraum mussten ISS-Astronauten bislang Ersatzteile und Werkzeug von der Erde mitnehmen. Das soll sich künftig ändern. Die Nasa will ein neues Superwerkzeug ins All bringen.
Die Astronauten der Nasa sollen wichtige Handgriffe bei ihren Missionen künftig selbst übernehmen – und dafür ein praktisches Superwerkzeug bekommen: Einen 3D-Drucker. Damit können sie zahlreiche Ersatzteile bis hin zu kleinen Satelliten im All selbst bauen, wie die US-Weltraumbehörde mitteilte. Bislang mussten die nötigen Geräte nahezu alle von der Erde mitgebracht werden.
Ein 3D-Drucker ist eine Maschine, die dreidimensionale Werkstücke anfertigen kann. Dies erfolgt computergesteuert aus einem oder mehreren Werkstoffen. Einmal im All, würden die Geräte praktisch in der Schwerelosigkeit schwebenden Fabriken gleichen, die aus riesigen Bandspulen eine Plastikschicht nach der anderen freilegen und so in schier unendlicher Anzahl Objekte ausspucken können.
„Wenn man flexibel sein möchte, muss man spontan entwerfen und herstellen können, und genau da kommt der Weltraum-3D-Printer ins Spiel“, sagte Dave Krsmeyer, Direktor der Ingenieurabteilung am Nasa-Forschungszentrum Ames im kalifornischen Moffett Field.
Ersatzteile, die extremen Temperaturen standhalten - In einer Simulation konstruieren seine Kollegen mit dem 3D-Drucker bereits kleine Satelliten, die einmal von der Internationalen Raumstation aus Fotos schießen und die Daten an die Erde übermitteln könnten. Die Ingenieure arbeiten zudem an der Rekonstruktion von Ersatzteilen, die extremen Temperaturen standhalten können.
Für den im Herbst 2014 geplanten Druckertest hatte die Nasa mehr als ein Dutzend Maschinen in Augenschein genommen. Die Preisspanne reichte von 300 Dollar für Geräte im Desktop-Format bis 500.000 Dollar für Werkzeugsets mit ausgeklügelten Datenfunktionen.
Doch all diese Apparate sind nur für den Gebrauch auf der Erde geeignet. Schon Gewicht und Vibrationen der Geräte würden einen Abschuss ins All zu einem schwierigen Unterfangen machen, ganz zu schweigen von den Effekten der Schwerelosigkeit wie veränderter Luftdruck, verminderte Stromzufuhr und schwankende Temperaturen.
3D-Drucker wird von Startup-Unternehmen entwickelt - Daher heuerte die Nasa im Jahr 2010 das Startup-Unternehmen Made in Space an, um einen brandneuen weltraumtauglichen 3D-Drucker zu entwickeln. Das ist gar nicht so einfach. Schon als der Chef von Made in Space, Aaron Kemmer, für das Projekt ein Team zusammenstellte, warnte er die Ingenieure vor buchstäblich schwindelerregenden Höhen und Tiefen.
Bei mehr als einem Dutzend Flügen im als „Kotzkometen“ bekannten Nasa-Simulationsraumschiff testeten die Wissenschaftler einen Drucker nach dem anderen.
Aus Sicht von Firmenchef Kemmer wird sich die Mühe lohnen. „Stellen Sie sich einen Astronauten vor, der in einer Situation von Leben oder Tod eine Reparatur an der Internationalen Raumstation vornehmen muss“, erklärte er.
„Statt darauf hoffen zu müssen, dass die nötigen Teile und Werkzeuge schon auf der Station sind, wäre es doch was, wenn die Teile in 3D gedruckt werden könnten, wenn sie gebraucht werden, oder?“