WELT
Brexit könnte Großbritannien bis zu 9,5 Prozent an Wirtschaftsleistung kosten
Baku, 11. Oktober, AZERTAC
Der Brexit könnte Großbritannien bis zu 9,5 Prozent an Wirtschaftsleistung kosten - das hat das Finanzministerium in London errechnet. Es hängt davon ab, wie stark das Land die Bande zur EU kappt.
Als der damalige Finanzminister George Osborne im April vor den hohen Kosten eine Brexits für die Wirtschaft und den Start warnte, war die Kritik groß. Die Befürworter eines Ausstiegs aus der EU warfen Osborne vor, mit unrealistisch düsteren Aussichten Angst zu schüren. Damals war der Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum in vollem Gange, und Osborne warb für den EU-Verbleib, wie auch sein Regierungschef David Cameron.
Ein halbes Jahr später ist der Brexit beschlossene Sache. Der Finanzminister heißt nun Philip Hammond, die Regierungschefin Theresa May - doch die Regierung hält an den dramatischen Schätzungen fest. Sollte das Land nach dem EU-Austritt keinen Zugang zum Binnenmarkt mehr haben - der sogenannte harte Brexit - würde die Wirtschaftsleistung nach 15 Jahren um 5,4 bis 9,5 Prozent niedriger liegen als bei einem Verbleib in der EU. Das geht aus einem Bericht des Kabinettausschusses hervor, aus dem die Tageszeitung "The Times" zitiert.
Die Folgen allein für den Staat wären dramatisch, berichtet der "Guardian". Demnach würde der öffentliche Sektor dann pro Jahr 38 bis 66 Milliarden Pfund (42 bis 73 Milliarden Euro) weniger Einnahmen verzeichnen als ohne Brexit.
Derzeit herrscht in der britischen Politik Streit über die Frage, ob nach einem Austritt die Freizügigkeit für EU-Bürger auch dann abgeschafft werden soll, wenn das Land im Gegenzug den Zugang zum Binnenmarkt verlöre. Premierministerin May hatte sich jüngst in diese Richtung geäußert, daraufhin forderte eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten eine Parlamentsabstimmung über die Frage.