GESELLSCHAFT
Cholera-Epidemie fordert im Jemen immer mehr Opfer
Baku, 8. Juni, AZERTAC
Eine anhaltende Cholera-Epidemie fordert im Jemen immer mehr Opfer. Nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen erkrankt, mindestens 789 seien an den Folgen der Krankheit gestorben, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic.
Bereits im Oktober 2016 hatte die WHO von ersten Cholera-Fällen im Jemen berichtet, seit April sprechen Experten von einer Epidemie. Die Ausbreitung der Krankheit sei beispiellos, erklärte Unicef-Regionaldirektor Geert Cappelaere vergangene Woche nach einem Besuch in dem bitterarmen Land. Das Uno-Kinderhilfswerks geht davon aus, dass aktuell jeden Tag 3000 bis 5000 Menschen neu erkranken.
Cholera wird vor allem über Trinkwasser oder infizierte Nahrung übertragen. Auslöser ist das Bakterium Vibrio cholerae, das den Dünndarm befällt. Der Erreger verursacht starken Durchfall und Erbrechen. Ohne Behandlung ist die Infektion vor allem für Kinder, alte und kranke Menschen lebensbedrohlich.
Angst vor einer noch nie da gewesenen Katastrophe - Als Reaktion auf die Seuche hatte das Gesundheitsministerium in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa bereits Mitte Mai den Notstand ausgerufen. Hilfsorganisationen wurden dazu aufgerufen, bei der Eindämmung der Epidemie zu unterstützen und eine "noch nie da gewesene Katastrophe" abzuwenden. Etwa 7,6 Millionen Menschen leben im Jemen der WHO zufolge in Gebieten, die einem hohen Risiko einer Cholera-Übertragung ausgesetzt sind.
Aus eigenen Kräften ist das vom Bürgerkrieg gebeutelte Gesundheitssystem des Landes nicht mehr in der Lage, die Infektionskrankheit in den Griff zu bekommen. Nur wenige medizinische Einrichtungen funktionieren noch. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung hat laut Uno-Angaben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In der Hauptstadt Sanaa trug zudem ein Streik der Müllabfuhr zur Ausbreitung der Krankheit bei. Tagelang lagen verrottende Abfälle in den Straßen, während die Arbeiter die Auszahlung ausstehender Löhne verlangten.