GESELLSCHAFT
Ein Drittel der Weltbevölkerung ist zu dick
Baku, den 31. Mai (AZERTAG). Übergewicht und Fettleibigkeit verbreiten sich wie eine Epidemie rund um den Globus. Die Zahl der übergewichtigen oder fettleibigen Menschen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Im Jahr 1980 wogen weltweit rund 860 Millionen Menschen zu viel, im vergangenen Jahr waren es bereits 2,1 Milliarden Menschen. Damit ist bereits ein Drittel der Weltbevölkerung von einem zu hohen Körpergewicht betroffen. Das geht aus einer Studie hervor, die am Donnerstag von der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde. Für die Forschungsarbeit wurden Daten aus 188 Ländern ausgewertet.
Die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen ist laut der Studie deutlich schneller gewachsen als die Weltbevölkerung. Daraus lässt sich ableiten, dass ein zu hohes Körpergewicht zu einem immer drängenderen Problem wird. Die Entwicklung treffe auf Industrie- und Entwicklungsländer gleichermaßen zu, schreiben die Autoren der Studie, die am Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington forschen. „Fettleibigkeit ist ein Problem, das Menschen jeden Alters und Einkommens betrifft – überall“, sagte der IHME-Direktor Christopher Murray.
Mehr als die Hälfte der besonders stark übergewichtigen Menschen lebe in zehn Ländern: Dazu gehören die USA, China, Indien und auch Deutschland.
Als Kriterium für Übergewicht nutzten die Wissenschaftler in ihrer Studie den sogenannten Body-Mass-Index (BMI), der sich aus der Körpergröße und dem Körpergewicht eines Menschen ableitet. Wer einen BMI zwischen 25 und 29,9 hat ist übergewichtig, bei Werten von 30 oder höher spricht man von Fettleibigkeit oder Adipositas. Von den insgesamt 671 Millionen Menschen, die einen BMI von 30 oder höher haben, lebe der größte Anteil in den USA. Den stärksten Anstieg bezüglich Adipositas gab es in den vergangenen drei Jahrzehnten in Ländern des Nahen Ostens, darunter Ägypten, Saudi-Arabien und Oman.
Mit besonderer Sorge sehen die Forscher die Entwicklung, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig oder fettleibig sind. Weltweit kam es in dieser Gruppe in den vergangenen 33 Jahren zu einem Anstieg von 47 Prozent. Bei den Erwachsenen lag der Anstieg mit 28 Prozent deutlich niedriger. „Wir wissen, dass Adipositas im Kindesalter ernsthafte nachgeschaltete Gesundheitseffekte hat, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und viele Krebsformen“, sagte Studienautorin Marie Ng.
In einem begleitenden Kommentar zur Studie würdigt Klim McPherson von der Oxford-Universität die Arbeit von Ng und ihren Kollegen (McPherson, 2014). Auch wenn die Autoren aufgrund der großen und inhomogenen Menge an Informationen einige Datenmodellierungen haben vornehmen müssen, verschleiere dies nicht die Wahrheit, die hinter diesen Daten stecke. McPherson ruft die Politik dazu auf, mehr gegen das zunehmende Problem Adipositas zu unternehmen. „Die Politiker können sich nicht länger hinter Unkenntnis und Übersichtlichkeit verstecken.“