WELT
Eine 41-jährige Australierin ist nach einem Herzstillstand erfolgreich wiederbelebt worden
Baku, den 19. August (AZERTAG). Ärzten in Melbourne gelingt eine Wiederbelebung, die an ein Wunder grenzt: Eine 41-jährige Australierin wurde nach einem Herzstillstand für klinisch tot erklärt – doch sie wurde ins Leben zurückgeholt.
42 Minuten, nachdem sie für klinisch tot erklärt wurde, ist eine Australierin erfolgreich wiederbelebt worden. Wie die behandelnden Ärzte des Monash Medical Centre mitteilten, war die 41-jährige Vanessa Tanasio nach einem Herzstillstand aufgrund einer verstopften Arterie in das Krankenhaus in Melbourne gebracht worden.
Kurz nach ihrem Eintreffen wurde sie für klinisch tot erklärt. Die Ärzte wollten allerdings nicht aufgeben und setzten die Herzmassage mit einem externen Kompressor namens „Lucas 2“ fort, um den Blutfluss durch Tanasios Gehirn aufrechtzuerhalten.
Währenddessen öffnete der Kardiologe Wally Ahmar nach eigenen Angaben die vollständig verstopfte Arterie, um sie wieder durchlässig zu machen. Als der Blutfluss wiederhergestellt gewesen sei, habe Tanasios Herz begonnen, wieder normal zu schlagen.
„Ich habe mehrere Stromstöße und mehrere Medikamente verwendet, um sie wiederzubeleben“, sagte Ahmar. „Es ist ein echtes Wunder. Ich hatte nicht erwartet, dass es ihr so gut gehen würde.“
Nach Angaben des Krankenhauses war es landesweit das erste Mal, dass mithilfe von „Lucas 2“ nach so einer langen Anwendung einen Patienten ins Leben zurückholt werden konnte. Tanasio sagte, sie habe vor dem dramatischen Vorfall niemals Herzprobleme gehabt.
„Ich erinnere mich, dass ich auf meinem Sofa war, dann auf dem Boden, und dass ich im Krankenhaus ankam“, schilderte die Mutter zweier Kinder. „Ich war eine Stunde lang tot und knapp eine Woche später fühle ich mich großartig. Das ist surreal.“ Für klinisch tot werden Patienten erklärt, die nicht mehr atmen und deren Blutkreislauf zum Erliegen gekommen ist.
Experten fordern schon länger, dass Wiederbelebungsversuche bei Patienten mit Herzstillstand länger vorgenommen werden sollten, als bislang üblich. Dies legen auch die Ergebnisse einer Studie nahe, die im vergangenen Jahr in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Der Untersuchung zufolge steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit Herzstillstand bei 25-minütigen Wiederbelebungsbemühungen um zwölf Prozent im Vergleich zu Patienten, bei denen Ärzte nur 16 Minuten lang versuchen, das Herz wieder in Gang zu bringen.
Für ihre Studie hatten die Forscher um den Kardiologen Zachary Goldberger von der Universität Washington Daten von mehr als 64.000 Patienten aus 435 US-Krankenhäusern ausgewertet, bei denen Herzdruckmassagen angewendet oder Defibrillatoren eingesetzt wurden.
Die Forscher stellten fest, dass in Krankenhäusern unterschiedlich lange versucht wird, einen Patienten mit Herzstillstand wiederzubeleben, bevor er für tot erklärt wird. Der Durchschnitt liegt bei 20 Minuten.
Die Methoden für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung seien recht standardisiert, schrieben die britischen Experten Jerry Nolan und Jasmeet Soar in einem Kommentar zu dem „Lancet“-Artikel. Die Empfehlungen über die Dauer der Wiederbelebungsversuche seien dagegen weniger präzise.
Bei jüngeren Patienten würden die Wiederbelebungsversuche häufig länger durchgehalten, sagen Experten.
Frühere Untersuchungen hatten nahe gelegt, dass längere Wiederbelebungsversuche die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Patienten mit Herzstillstand nicht vergrößern. Studien-Autor Goldberger weist dies zurück: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine Verlängerung der Wiederbelebung um zehn oder 15 Minuten das Ergebnis verbessern könnte.“
Der Studie zufolge steigt auch das Risiko von Patienten nicht, Hirnschädigungen infolge eines Sauerstoffmangels zu erleiden, wenn ihr Herz erst nach längerer Wiederbelebung wieder schlägt. In Industriestaaten überlebt jeder fünfte in ein Krankenhaus eingelieferte Patient einen Herzstillstand.