WELT
Erreger sprang mehrmals von Tier zu Mensch
Baku, den 20. September (AZERTAG). Die Infektion mit dem neuartigen Virus Mers ist höchst gefährlich. Von 132 Erkrankten starben 58. Der Erreger wurde offenbar mehrfach von Tieren auf Menschen übertragen. Welches Tier beherbergt das Virus?
Das neuartige Coronavirus Mers ist wohl mehrfach von Tieren auf den Menschen übergesprungen. Das berichten im Fachmagazin „Lancet“ Wissenschaftler, die das Viren-Erbgut in Proben von 21 Patienten in Saudi-Arabien untersucht haben.
Seit September 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt 132 bestätigte Fälle mit der Sars-ähnlichen Infektion gezählt. 58 Menschen starben an der Infektion mit Mers CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus). Betroffene erkranken an grippeähnlichen Symptomen, die Infektion kann zu Nierenversagen und schweren Lungenentzündungen führen.
Nach Angaben der britischen und saudi-arabischen Forscher hatten alle Erkrankten einen direkten oder indirekten Bezug zu vier Ländern im Mittleren Osten: Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate. Die Infektionen traten vereinzelt, in Familien oder gesammelt in Kliniken auf.
Die Forscher, die unter anderem im Gesundheitsministerium im saudi-arabischen Riad und dem Wellcome Trust Sanger Institute im britischen Hinxton arbeiten, wollten eingrenzen, wie sich Mers verbreitet. Möglich wäre beispielsweise, dass das Virus immer wieder von Tieren auf den Menschen überspringt. Es wäre aber auch denkbar, dass der Erreger nur einmal über die Artgrenzen hinweg übertragen wurde und sich alle späteren Patienten bei anderen infizierten Menschen ansteckten.
Vorsichtige Entwarnung nach Hadsch und Ramadan - Das Studienergebnis legt nun nahe, dass es mehrmals Übertragungen vom Tier zum Mensch gab, aber auch immer wieder Ansteckungen zwischen Menschen. Denn die Wissenschaftler fanden sogar verschiedene Virus-Linien bei Patienten, die alle bei einem Ausbruch im Krankenhaus von Riad behandelt wurden.
Das Mers-Virus gehört zur Gruppe der Coronaviren, die Vögel und Säugetiere infizieren. Einer Untersuchung zufolge könnte es von Fledermäusen stammen, Anzeichen einer Infektion wurden jedoch auch in Dromedaren gefunden - ein eindeutiger Nachweis des Ursprungs steht noch aus. Derzeit laufen unter anderem Untersuchungen an Kamelen, Fledermäusen, Ziegen, Schafen, Hunden, Katzen und Nagetieren. Über Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurde bisher aus England, Frankreich, Tunesien, Italien und Saudi-Arabien berichtet.
Der an der Studie beteiligte Forscher Alimuddin Zumla vom Gesundheitsministerium Saudi-Arabien sagt, die Daten wiesen darauf hin, dass die Übertragung des Virus komplizierter sei als gedacht. Er äußert sich auch beruhigend: „Seit der Entdeckung von Mers-CoV gab es zwei Großereignisse, zu denen mehr als acht Millionen Pilger nach Mekka gereist sind - die Hadsch im Oktober 2012 und der Ramadan im Juli 2013 - und es gab keine großen Mers-Ausbrüche.“