WELT
Forscher bangen um Monarchfalter
Baku, den 25. Februar (AZERTAG). Jedes Jahr fliegen Abermillionen Monarchfalter aus den USA und Kanada in die Winterquartiere nach Mexiko. Damit könnte es bald vorbei sein, fürchten Umweltschützer. Der Bestand der Schmetterlinge ist drastisch geschrumpft.
Monarchfalter gehören zu den Langstreckenfliegern unter den Insekten. Mehr als 4000 Kilometer legen die Riesenschwärme der bunten Schmetterlinge jedes Jahr zurück, wenn sie durch Nordamerika in ihr Winterquartier fliegen. Doch die Zahl der Monarchfalter ist drastisch zurückgegangen.
Nur noch sieben Kolonien der orange-rot gezeichneten Schmetterlinge auf insgesamt nicht einmal 0,7 Hektar seien diesen Winter in Zentralmexiko gezählt worden, teilte der WWF Deutschland (World Wide Fund for Nature) jetzt mit. Schon im vergangenen Jahr war die Population der Schmetterlinge so klein wie nie zuvor, nun ist sie nochmals um fast die Hälfte geschrumpft. Und das innerhalb von nur zwölf Monaten.
Im Herbst fliegen gewöhnlich Abermillionen Monarchfalter der Art Danaus plexippus aus Kanada und den USA in ihre warmen Winterquartiere im bewaldeten Hochland von Mexiko. Dabei legen sie in mehreren Generationen über 4000 Kilometer zurück. Wie genau die Schmetterlinge ihr Ziel finden, ist nach wie vor nicht genau geklärt.
„Mit der massenhaften Wanderung der hübschen Falter könnte es bald vorbei sein“, sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. „Die Welt würde ein wunderbares Naturphänomen verlieren.“
Symbol für verstorbene Seelen - Seit Beginn der Zählungen 1993 hätten noch nie so wenige Falter Mexiko erreicht, sagt Homes. Die Zahlen schwankten zwar von einem Jahr zum anderen - sinken aber in der Tendenz deutlich. Früher sei die Zahl der Falter so gewaltig gewesen, dass sich Äste von Kiefern, Tannen und Zypressen unter ihrem Gewicht bogen.
Im Winter 2010/11 fanden Umweltschützer in Zentralmexiko nur noch gut vier Hektar mit Monarchfalter-Kolonien. Im Jahr danach waren es noch knapp 1,2 Hektar - Negativrekord. In diesem Winter waren es sogar nur noch 0,67 Hektar.
Der WWF macht vor allem die intensive Landwirtschaft für den Rückgang verantwortlich. In den USA und Kanada, wo die Falter im Sommer leben, seien viele Brachflächen in Acker-Monokulturen umgewandelt worden. Seidenpflanzen, die Hauptnahrung der Raupen, würden durch die dabei verwendeten Pestizide nicht mehr wachsen. „Wir brauchen auch auf den Äckern Rückzugsräume für wildlebende Tiere und Pflanzen, sonst gehen bei vielen Arten bald die Lichter aus“, sagt Homes.
Erst Mitte Februar hatten 150 Schmetterlingsforscher, Schriftsteller und Künstler einen besseren Schutz des Monarchfalters gefordert. In einem Schreiben an die Regierungschefs von Kanada, Mexiko und den USA forderten sie mehr Schutz und einen Korridor entlang der gesamten Route der Schmetterlinge. Zu den Unterzeichnern der Petition zählten etwa der US-Schriftsteller Paul Auster oder der schwedische Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer.
Die tierische Massenmigration habe in Mexiko auch eine kulturelle Bedeutung, so der WWF: Für die Mexikaner symbolisiere sie die Rückkehr der verstorbenen Seelen und werde ausgiebig gefeiert.