WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Forscher erwecken Riesenvirus aus dem Permafrost
Baku, den 4. März (AZERTAG). Riesenviren sind etwa so groß wie kleine Bakterien und selbst im Lichtmikroskop sichtbar. Darüber hinaus sind sie scheinbar weit vielfältiger als bisher angenommen. Forscher haben im sibirischen Permafrost gerade eine dritte Variante entdeckt. Bislang kannten die Forscher zwei sehr unterschiedliche Familien: die Megaviren und die Pandoraviren. Beide sind erst seit etwa zehn Jahren bekannt.
Nun haben Wissenschaftler ein neu entdecktes Riesenvirus aus dem Permafrostboden zum Leben erweckt. Pithovirus sibericum infiziere bestimmte Amöben, berichten die Wissenschaftler in den „Proceedings“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Mit dem Tauen des Permafrostbodens in Sibirien oder beim Bohren nach Öl in der Arktis könnten weitere Viren frei werden und möglicherweise Tiere und Menschen gefährden, warnen die Forscher.
Virus ist 1,5 Mikrometer lang - Das Team um Matthieu Legendre und Julia Bartoli von der Aix-Marseille Université (Marseille/Frankreich) spürte nun eine dritte Variante auf: das 1,5 Mikrometer (0,0015 Millimeter) lange Pithovirus.
Dazu hatten die Wissenschaftler Proben des Permafrostbodens aufgetaut und dann im Labor mit Acanthamöben (Acanthamoeba castellanii) zusammengebracht. Die Amöben dienten sozusagen als Köder, um den Viren eine Möglichkeit zu geben, sich wieder zu vermehren.
„Unseres Wissens ist dies das älteste Eukaryoten infizierende Virus, das bisher zum Leben erweckt wurde“, schreiben die Forscher. Die Pithoviren scheinen charakteristische Merkmale der beiden anderen bekannten Riesenvirusfamilien in sich zu vereinen.
In ihrer amphorenähnlichen Struktur ähnelten sie den Pandoraviren, während ihr Gengehalt und die Art der Replikation an Megaviren erinnerten.
Jagd hat gerade erst begonnen - Angesichts der Größe des Virus waren die Forscher von der geringen Zahl der im Erbgut codierten Proteine überrascht. Gerade einmal 467 Proteine bildet das Virus scheinbar. Das Genom der Pandoraviren codiert bis zu 2500, das der Megaviren immerhin bis zu 1000 Proteine.
Viren aus genetisch betrachtet völlig unterschiedlichen Familien können scheinbar die gleiche Struktur haben, schreiben die Wissenschaftler.
Womöglich gebe es noch zahlreiche weitere Varianten von Viren, die eine pandoravirusähnliche Struktur, aber in Größe und Art ganz unterschiedliche genetische Merkmale besitzen. Die Jagd auf diese Viren habe gerade erst begonnen.