WELT
Gefährlicher Handel mit gefälschten Medikamenten
Baku, den 23. Mai (AZERTAG). Ein weltweites Netzwerk zum Handel gefälschter Medikamente ist bei der Interpol-Aktion Pangea VII in 111 Ländern aufgeflogen. Dabei seien in den vergangenen zwei Wochen 237 Menschen festgenommen worden, berichtete die internationale Polizeiorganisation am Donnerstag in Lyon.
Insgesamt seien Medikamente im Wert von 26,4 Millionen Euro beschlagnahmt worden. Darunter waren Schlankheitspillen, Medikamente gegen Krebs, Potenzmittel oder Erkältungsarznei. Mit der Aktion konnten mehr als 19 000 Anzeigen für illegale Medikamente gelöscht und gut 10 600 Internetseiten für den Handel geschlossen werden.
Pangea ist eine jährliche Aktion, unter der Führung von Interpol. Die Weltzollorganisation (WZO), Europol, die Pharmaindustrie, internationalen Zahlungs- und Zustelldienstleistungsunternehmen und weiteren internationale Organisationen arbeiteten dafür zusammen. Offizielles Ziel der vom 13. bis 20. Mai 2014 durchgeführten Aktionswoche war es, das Angebot illegaler Produkte einzuschränken und die Bevölkerung für die mit dem Arzneimittelkauf im Internet verbundenen möglichen Gesundheitsgefahren zu sensibilisieren.
Das deutsche Zollkriminalamt (ZKA) und das Bundeskriminalamt (BKA) koordinierten die Operation in Deutschland. Dabei sollte die deutsche Zollverwaltung während der Aktionswoche gezielt gegen den internationalen Arzneimittelschmuggel vorgehen. Denn die Medikamente werden zwar über deutsche Internetseiten angeboten; ihr Ursprung liegt jedoch meist im Ausland. Darum fokussierte das ZKA Post- und Kurierdienste, die ausländische Versender illegaler oder gefälschter Arzneimittel nutzen, um ihre Waren nach Deutschland zu bringen.
Die ZKA fand etwa in Frankfurt und Niederaula 816 verdächtige Brief- und Paketsendungen. Das entspricht einer Steigerung von etwa 112 Prozent zum Vorjahr. Das Spektrum der Wunder- und Heilmittel sei sehr groß gewesen. Circa 37 Prozent der gefundenen Medikamente waren Potenzmittel. Daneben wurden auch Vitamintabletten, Schlankheits- und Diätmittel, Rheumapflaster, Schlaf- und Schmerztabletten, Herz- und Krebspräparate, Wachstumshormone, Haarwuchsmittel und Anabolika gefunden.
„Bei der Bekämpfung der Arzneimittelkriminalität stehen wir inzwischen vor umfangreichen, insbesondere internationalen Herausforderungen durch international agierende Täter. Nur eine enge internationale Zusammenarbeit aller Ermittlungsbehörden ist der richtige Weg, sich diesen kriminellen Banden und ihrem skrupellosen Umgang mit der Gesundheit der Verbraucher entgegenzustellen“, sagte der ZKA-Präsident Norbert Drude.
Das vermeintlich günstige Angebot und der scheinbar problemlose Bestellvorgang könnten die Verbraucher zum Kauf derartiger Produkte verleiten, vermutet Interpol. Das mögliche gesundheitliche Risiko, das die Online-Medikamente aus dem Ausland mit sich bringen können, bliebe bei den Kunden meist unberücksichtigt. Auch beachtet der Verbraucher womöglich nicht, dass der Import von in Deutschland nicht zugelassenen Medikamenten durch Privatpersonen illegal ist. Das kann mindestens mit einer Geldbuße geahndet werden.