GESELLSCHAFT
Im Amazonas-Becken sindKlima und Artenvielfalt in Gefahr
Baku, 21. November, AZERTAC
Im Amazonasgebiet ist wahrscheinlich die Hälfte aller Baumarten bedroht. Damit könnte die Zahl der weltweit gefährdeten Pflanzenarten um mehr als ein Fünftel steigen. Die Analyse des internationalen Teams um Hans ter Steege vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden (Niederlande) wird im Fachjournal "Science Advances" vorgestellt.
Die 158 Forscher aus 21 Ländern beziehen sich in der Studie auf Daten aus mehr als 1500 verschiedenen Bestandsaufnahmen des Amazonaswaldes. Damit bestimmten sie, wie sich die Abholzung seit dem Jahr 1900 auf die Bestände von fast 15.000 Baumarten ausgewirkt hat. Außerdem schätzten ter Steege und seine Kollegen den weiteren Rückgang der Baumbestände bis ins Jahr 2050 ab.
Ihre Ergebnisse verglichen sie mit den Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN für die Rote Liste bedrohter Arten. Demnach können wahrscheinlich 36 Prozent bis 57 Prozent aller Baumarten im Amazonasgebiet als weltweit bedroht gelten. Darunter seien symbolträchtige Urwaldriesen wie die bis zu 50 Meter hohen Paranussbäume, aber auch wichtige wildwachsende Nahrungspflanzen wie beispielsweise Kakao.
Die Forscher weisen darauf hin, dass die nun vorliegenden Ergebnisse nicht ausreichen, um eine vollständige Rote Liste der Amazonasbäume zu erstellen. Dazu müsste jede einzelne Baumart von der IUCN geprüft werden. Ihre Ergebnisse unterstrichen allerdings deutlich das Ausmaß und die Dringlichkeit dieser Aufgabe.
Die Walddecke Brasiliens nimmt seit vielen Jahrzehnten immer weiter ab. Doch es gibt nur wenig Information darüber, wie sehr einzelne Baumarten betroffen sind. Die Baumarten von der vergangenen und auch der zukünftigen Abholzung sind und werden betroffen sein.
Dammbauten und Bergbau ebenso wie Brände und Trockenheiten stellen eine große Bedrohung für die Regenwälder Amazoniens dar, betonen die Forscher. Das Klima, die Artenvielfalt ebenso wie die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen sind dadurch in Gefahr.
Das Amazonas-Becken ist mehr als sechs Millionen Quadratkilometer groß - die 25-fache Fläche Großbritanniens -, und umfasst Länder wie Brasilien, Peru, Kolumbien und Surinam. Anfang 2015 hatten Forscher anhand von Satellitenfotos herausgefunden, dass sich die Abholzung des Regenwaldes etwa in Brasilien in den vergangenen 25 Jahren beschleunigt hat.