GESELLSCHAFT
In WM-Kleidung steckt oft giftige Chemie
Baku, den 19. Mai (AZERTAG). Sportartikel wie Fußballschuhe und T-Shirts der großen Markenhersteller Adidas, Nike und Puma enthalten laut einer Greenpeace-Studie giftige Chemikalien. Einige der Stoffe störten das Hormonsystem, schädigten die Fruchtbarkeit oder könnten das Tumorwachstum fördern, warnte die Organisation.
Träger der Kleidungsstücke seien zwar nicht unmittelbar gefährdet, Einwohner der Produktionsländer aber schon. Adidas und Puma betonten, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.
Greenpeace ließ nach eigenen Angaben 21 Fußballschuhe, sieben Fußball-T-Shirts, vier Torwarthandschuhe und den WM-Fußball „Brazuca“ von unabhängigen Laboren untersuchen.
16 Produkte stammten von Adidas, 15 von Nike und zwei von Puma. Alle Artikel wurden aus Anlass der bevorstehenden Fußball-WM in Brasilien auf den Markt gebracht, 20 von ihnen sind für Kinder bestimmt.
Greenpeace-Analysen weisen Schadstoffe nach - Die Laboranalysen wiesen laut Greenpeace perfluorierte Chemikalien (PFC), Nonylphenolethoxylate (NPE), Phthalate, Dimethylformamid (DMF) und weitere Schadstoffe nach. Besonders stark belastet waren demnach Schuhe und Handschuhe von Adidas.
Insgesamt wurden laut Greenpeace in 17 der 21 getesteten Schuhmodelle und in zwei der vier Handschuhe PFC gefunden. Die Chemikalie wird wegen schmutz- und wasserabweisender Eigenschaften verwendet. Sie könne das Hormonsystem stören – mit negativen Auswirkungen auf die Fortpflanzungsorgane und das Immunsystem.
NPE, die ebenfalls das Hormonsystem stören könnten, seien in 16 Schuhen, zwei Handschuhen, einem T-Shirt und dem offiziellen WM-Ball entdeckt worden. Die Chemikalien würden oft als Weichmacher eingesetzt, ebenso wie Phtalate, die laut Greenpeace die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. Phthalate seien in sämtlichen Schuhen, drei Handschuhen und vier T-Shirts gefunden worden. In allen Schuhen fand sich demnach auch DMF – der Stoff sei unter anderem fortpflanzungsgefährdend.
Tragen der Kleidungsstücke ist unbedenklich - Das Tragen der Kleidungsstücke oder Schuhe schädige zwar nicht unmittelbar die Gesundheit, erklärte Greenpeace. Die Chemikalien von Produkten und Fabriken landeten aber in Umwelt und Nahrungskette in den Herstellungsländern. Die meisten Produkte seien in China oder Indonesien hergestellt worden.
Greenpeace forderte insbesondere Adidas zum Handeln auf. Das Unternehmen erwarte Rekordumsätze von zwei Milliarden Euro mit WM-Produkten, sage den Fans aber nicht, dass die Herstellung Gewässer in den Produktionsländern vergifte, kritisierte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen.
Adidas spricht von Panikmache - Adidas betonte, sämtliche von Greenpeace veröffentlichten Werte erfüllten „uneingeschränkt alle gesetzlichen Vorgaben“. Auch zeigten die Angaben der Umweltorganisation, „dass ein vorsätzlicher Einsatz der Substanzen nicht stattgefunden hat“.
Nach Angaben von Adidas könnten die von Greenpeace getesteten Produkte womöglich während des Produktionsprozesses mit den Substanzen in Berührung gekommen sei. Das könne etwa in Färbereien geschehen. „Wir arbeiten intensiv mit Materiallieferanten und der chemischen Industrie zusammen, um die Freisetzung gefährlicher Chemikalien innerhalb unseres Einflussbereichs weitestgehend zu eliminieren und zu reduzieren“, heißt es von dem Unternehmen.
Adidas zufolge betreibt Greenpeace eine „unbegründete Panikmache“. Von keinem der genannten Produkte gehe eine Gesundheitsgefährdung für Verbraucher aus, teilte Adidas mit. „Alle veröffentlichten Ergebnisse und Konzentrationen erfüllen uneingeschränkt alle gesetzlichen Vorgaben.“
Puma hält sich an gesetzliche Vorgaben - Auch Puma teilte mit, die unter anderem wegen des Vorhandenseins von NPE kritisierten Fußballschuhe erfüllten „alle gesetzlichen Vorgaben zu NPE“. Das Unternehmen arbeite an Standards und Prozessen, um einen Verzicht auf NPE und Phthalate in der Lieferkette sicherzustellen. Von Nike Deutschland war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Greenpeace bemüht sich seit 2011 mit der Kampagne „Detox“ darum, dass Firmen bis 2020 Kleidung und Schuhe giftfrei produzieren. Auch Adidas, Nike und Puma haben sich dazu bereit erklärt. Greenpeace kritisiert aber, die Firmen versteckten sich hinter „Papierversprechen“ des Branchenverbandes.