GESELLSCHAFT
Japanische Atomruine Fukushima
Baku, den 3. Oktober (AZERTAG). Der Betreiber Tepco bekommt die Atomruine Fukushima nicht unter Kontrolle. Erneut ist an dem havarierten Atomkraftwerk radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gelaufen. Die Regierung kritisiert Tepco ungewöhnlich scharf.
Die Pannenserie an der japanischen Atomruine Fukushima hält an: An dem havarierten Kraftwerk ist ein weiterer Tank mit radioaktivem Wasser übergelaufen. Verseuchtes Wasser sei in den Pazifik gelangt, teilte die Betreiberfirma Tepco mit.
Ein Arbeiter der Atomanlage soll das Fassungsvermögen des Tanks falsch eingeschätzt haben. Über einen Zeitraum von etwa zwölf Stunden traten demnach mindestens 430 Liter Wasser aus. Der Behälter verfügte über keine Anzeige, die vor einem Überlaufen hätte warnen können.
Laut Tepco soll das Wasser über eine Betonsperre gelaufen und durch einen Graben ins Meer geflossen sein. Der Tank ist einer von etwa tausend, die auf dem Gelände aufgestellt wurden. Laut einem Tepco-Sprecher stand er auf abschüssigem Untergrund und war in Richtung Meer geneigt.
Ein Regierungssprecher sagte, der erneute Zwischenfall zeige, dass Tepcos Bemühungen zur Bewältigung der Krise unzureichend seien. Die Regierung werde sich um das kontaminierte Wasser kümmern, fügte er hinzu, ohne Einzelheiten zu nennen. Er gehe davon aus, dass die Lage wieder unter Kontrolle sei.
Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger als zwei Monaten, dass kontaminiertes Wasser aus den Reaktoren ins Meer floss. Im August waren rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser aus der Atomruine ausgetreten. Zuvor hatte Tepco zugegeben müssen, dass rund 300 Tonnen verseuchtes Grundwasser pro Tag ins Meer sickern. Mitte September trat zudem Dampf aus der Anlage aus.
Tepco steht wegen seines Krisenmanagements heftig in der Kritik. Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren. So wurde bekannt, dass Verbindungsschläuche zwischen den Tanks direkt auf dem Rasen der Anlage ausgelegt worden waren; zudem war bis vor kurzem ein Arbeiter für die Überwachung von 500 Tanks zuständig.
Das Wasser wird zur Kühlung der geschmolzenen Brennstäbe verwendet und dann in den Tanks aufgefangen. In dem Atomkraftwerk 200 Kilometer nördlich von Tokio kam es im Frühjahr 2011 nach einem Erdbeben und einem Tsunami zur Atomkatastrophe.