GESELLSCHAFT
Japanische Fischer töten Dutzende Delfine
Baku, den 21. Januar (AZERTAG). Die Schlachtung mit Speeren, Haken und Messern hat offenbar begonnen. Im japanischen Walfangort Taiji seien bereits Dutzende Delfine getötet worden, berichten Tierschützer. Die Regierung in Tokio erklärte, die umstrittene Delfinjagd sei Teil des traditionellen Fischfangs in Japan.
Die weltweiten Proteste zeigen offenbar keine Wirkung. Am Dienstag sind die ersten Delfine im japanischen Walfangort Taiji abgeschlachtet worden. Fischer hätten am frühen Morgen in einer kleinen Bucht angefangen, die Tiere abgeschirmt hinter blauen Plastikplanen zu töten, berichteten Tierschützer, die das Treiben der Fischer vor Ort verfolgten.
Rund 250 Delfine waren demnach zuvor dorthin getrieben worden. Mehr als 50 der Meeressäuger, darunter ein Albino-Jungtier, seien zum Verkauf an Delfinarien und Vergnügungsparks ausgewählt worden, hieß es. Die übrigen wurden in einer Nachbarbucht getötet. In einem angrenzenden Hafen werden die Tiere zerlegt, das Fleisch wird verkauft.
Die Bucht nahe Taiji war durch den Oscar-gekrönten Dokumentarfilm „Die Bucht“ des Unterwasser-Fotografen Louie Psihoyos über das Gemetzel zu trauriger Berühmtheit gelangt. Die alljährlich zwischen September und März stattfindende Treibjagd stößt auf weltweite Empörung. Die neue US-Botschafterin in Japan, Caroline Kennedy, hatte über den Kurznachrichtendienst Twitter Kritik an der „Unmenschlichkeit“ der Delfintötungen geübt.
Yoko Ono warnt vor Imageschaden - Nun meldete sich auch die Witwe des Beatles-Sängers John Lennon, die Künstlerin Yoko Ono, zu Wort. In einem offenen Brief an die Fischer von Taiji rief sie zu einem Ende der Schlachtungen auf. „Ich verstehe, wie Sie die Einseitigkeit des Westens, wütend auf Ihre traditionellen Fänge und Schlachtungen von Delfinen zu sein, empfinden müssen“, schrieb sie. Die Gemetzel schadeten aber Japans internationalem Ansehen. „Die Zukunft Japans hängt von vielen Dingen ab, aber was Sie jetzt mit Delfinen machen, kann die Beziehungen zur ganzen Welt verschlechtern.“
Dass es sich bei der Treibjagd um eine alte Tradition handele, stellte Sandra Altherr von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife dagegen in Zweifel: „Die erste Treibjagd im großen Stil in Taiji fand 1969 statt.“ Eskaliert seien die Jagden Ende der 80er Jahre nach Beschluss des Walfang-Moratoriums.
In Reaktion auf die ungewöhnliche Kritik durch die Botschafterin der USA verwies der Gouverneur der Provinz Wakayama, in der Taiji liegt, auf die Unterschiede in der Esskultur. Es sei „nicht angemessen“ zu behaupten, dass nur die Jagd auf Delfine unmenschlich sei, sagte Yoshinobu Nisaka am Dienstag vor japanischen Journalisten und verwies auf die Schlachtungen von Rindern und Schweinen. Im Übrigen unterlägen Delfine nicht dem seit 1986 geltenden Walfangverbot. Es sei die „Weisheit der Zivilisation, die Standpunkte anderer gegenseitig zu respektieren“.
Am Vortag hatte bereits der Sprecher der japanischen Regierung, Yoshihide Suga, die Delfinjagd als Teil von Japans traditionellem Fischfang gerechtfertigt. Die Jagd werde „auf Grundlage des Gesetzes in geeigneter Weise“ durchgeführt. Die Regierung erlaubt die Treibjagd und gibt Fangquoten aus. Danach dürfen Fischer in Taiji sowie einigen anderen Orten zwischen September und März bis zu 20.000 Delfine sowie andere kleine Wale töten. Viele Japaner essen allerdings kaum Wal- oder Delfinfleisch. Dies beschränkt sich meist auf die Walfangorte selbst.
In den vergangenen zehn Jahren sei die Anzahl der gejagten Delfine und Kleinwale um 83 Prozent zurückgegangen, von 18.369 auf 3104 Tiere, hatte die Artenschutzorganisation Pro Wildlife anlässlich der im September in Japan begonnenen Treibjagdsaison mitgeteilt. Auch Daten der Regierung bestätigen den Trend. Demnach waren 2010 noch 6577 Delfine und Kleinwale gejagt worden, ein Jahr später seien es nur noch 3283 gewesen.