WELT
Kanadisches Dorf versucht, Kadaver zu verkaufen
Baku, den 6. Mai (AZERTAG). Gestrandete Wale sterben oft - dann müssen die gewaltigen Kadaver aufwendig entsorgt werden. Ein Dorf in Kanada wollte nun einen toten Wal auf Ebay verkaufen - und bekam prompt Ärger mit dem Auktionshaus.
Es ist noch nicht allzu lange her, da galt ein gestrandeter Wal als Glücksfall. Sofern das Tier nicht schon verwest war, versorgte sein Fleisch ein ganzes Dorf. Heutzutage sorgt eine Strandung vor allem für mediale Aufmerksamkeit - und hohe Kosten, falls es nicht gelingt, die Meeresriesen zurück in tiefes Wasser zu bugsieren.
Weil das Geld für die Beseitigung eines toten Pottwals fehlte, hat ein kanadisches Fischerdorf nun versucht, den angeschwemmten Kadaver über das Internet-Auktionshaus Ebay zu verkaufen. Bis Montagmittag (Ortszeit) erzielte die Gemeinde St. George in Neufundland Dutzende Gebote, das höchste davon lag bei 2000 Dollar (1442 Euro). Doch als das ungewöhnliche Angebot Schlagzeilen machte, stoppte Ebay die Versteigerung. Wie ein Mitarbeiter sagte, verstieß sie gegen die Regeln des Auktionshauses, wonach Tiere weder tot noch lebendig verkauft werden dürfen.
Der Zwölf-Meter-Wal war vor einer Woche tot angespült worden. Das 1000-Einwohner-Dorf hat nach eigenen Angaben nicht die Mittel, um den verwesenden Kadaver zu beseitigen. Die kanadische Fischereibehörde lehnte es ab, der Gemeinde dabei zu helfen. Der Gemeinderat votierte darauf wegen der befürchteten Geruchsbelästigung durch die Verwesung am Sonntag dafür, den Wal im Internet zu versteigern.
Die Bundesbehörden hätten „dem Dorf keine Hilfe angeboten“, sagte Bürgermeister Peter Fenwick. „Sie sagten nur, 'Ihr müsst ihn loswerden', weshalb wir uns entschieden haben, ihn auf Ebay einzustellen.“ Man würde den Kadaver auch verschenken, solange der neue Besitzer die Verantwortung dafür übernimmt, den Wal wegzuschaffen.
Auch die kanadischen Bundesbehörden wiesen Bürgermeister Fenwick inzwischen darauf hin, dass der Verkauf illegal sei. „Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir prüfen müssen, ob es irgendein Schlupfloch in den Bestimmungen gibt.“ Er wolle gegen kein Gesetz verstoßen und den Wal illegal verkaufen. „Wir haben keine große Wahl, denn wenn er hier bleibt und verrottet, wird das ein furchtbarer Gestank.“
Zwei andere Dörfer in Neufundland kämpfen mit ähnlichen Problemen, nachdem zwei auf der Liste der gefährdeten Arten stehende Blauwale bei ihnen angespült wurden. Einer von ihnen blähte sich durch die Verwesung auf, weshalb die Bewohner des Dorfes Trout River eine Explosion befürchten. Ein Museum in Ontario will nun Forscher schicken, um die Wal-Kadaver zu bergen. Sie sollen künftig in der Forschungssammlung des Museums Wissenschaftlern zur Verfügung stehen.