WELT
Kriegsverbrechen im Bürgerkrieg im Südsudan
Baku, 29. Oktober, AZERTAC
Ein Bericht der Afrikanischen Union offenbart das Ausmaß der Kriegsverbrechen im Bürgerkrieg im Südsudan: Mord, Vergewaltigung - und Kannibalismus.
Die Konfliktparteien des Bürgerkriegs im Südsudan sollen ihren Opfern grausame Dinge angetan haben. Nüchtern listet ein Bericht der Afrikanischen Union (AU) die Aussagen von Augenzeugen auf. Sie berichten von Mord, Folter, Vergewaltigungen, von niedergebrannten Dörfern und erzwungenem Kannibalismus. Überlebende von Massakern in der Hauptstadt Juba gaben an, dort seien Zivilisten gezwungen worden, Blut von getöteten Opfern zu trinken oder gebratenes Menschenfleisch zu essen.
Eine Ermittlergruppe der AU unter Leitung des früheren nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo hatte den Konflikt untersucht.
Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, die, so der Bericht, von beiden Konfliktparteien begangen wurden. Aus dem nördlichen Ort Bentiu gab es Schilderungen von Vergewaltigungen, die mit zerschmetterten oder abgeschnittenen Gliedern einhergingen. An verschiedenen Orten wurden Massengräber gefunden. Die Ermittlergruppe der AU listete zudem Fälle von Verschleppung, brutalen Schlägen und anderen Misshandlungen auf.
Der Machtkampf zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und seinem langjährigen Rivalen und früheren Stellvertreter Riek Machar war im Dezember 2013 eskaliert. Verschärft wurde der Konflikt dadurch, dass die Politiker unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Auch wenn die Auseinandersetzungen zum Teil ethnisch motiviert gewesen seien, fand die Ermittlergruppe jedoch keine Beweise für einen Genozid.
Der Bürgerkrieg hat zu einer katastrophalen humanitären Lage in dem erst seit 2011 unabhängigen Land geführt. In Folge des Konflikts wurden Zehntausende Menschen getötet, rund 2,2 Millionen Einwohner flohen vor der Gewalt. Ein Großteil der Bevölkerung ist von Hunger bedroht. Ein im August unterzeichnetes Friedensabkommen steht vor der Umsetzung, wurde in der Vergangenheit aber immer wieder gebrochen.
Es ist vermutlich kein Zufall, dass die AU ihren brisanten Bericht, der bereits 2014 erstellt wurde, erst nach dem Unterzeichnen des Friedensabkommens veröffentlicht hat. Denn der Bericht äußert sich auch zu den Ursachen des Konflikts - und widerspricht der von Präsident Kiir vertretenen Annahme, dass ein Putschversuch des Rebellen Machar der Auslöser war. Stattdessen schildert der Bericht einen Prozess zunehmend gewaltsamer politischer Spannungen zwischen den rivalisierenden Lagern, der sich über Monate hinzog.