WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Legendäre ägyptische Königin Nofretete
Baku, 12. August, AZERTAC
Liegt das Grab der legendären ägyptischen Königin Nofretete hinter der Gruft des Pharaos Tutanchamun? Ein Forscher hat verräterische Linien an Kammerwänden entdeckt.
Mehr als eine Million Besucher kommen jedes Jahr auf die Berliner Museumsinsel-auch, um die Büste der schönen ägyptischen Königin Nofretete zu sehen. Doch wo ihr Leichnam ruht, war bisher ungewiss. Jetzt gibt es eine neue Theorie.
Der britische Archäologe Nicholas Reeves hat Anhaltspunkte gefunden, dass hinter der 1922 entdeckten Grabkammer des Pharao Tutanchamun im ägyptischen Tal der Könige noch zwei weitere Grabstätten liegen könnten - eine davon die von Nofretete, der Gemahlin von König Echnaton.
Der Forscher der US-Universität Arizona verweist dabei auf Linien in den Wänden, die auf mögliche Mauerdurchbrüche hinweisen könnten, die bei einer späteren Bemalung übertüncht wurden. Entdeckt hat er sie auf kürzlich veröffentlichten, hochauflösenden Bildern des Tutanchamun-Grabes mit dem Kürzel KV62.
Die mögliche nördliche Kammer stamme aus einer Zeit vor der Herrschaft des berühmten Kindkönigs (um 1330 v. Chr.) und könne das „ungeplünderte Grab“ der Nofretete sein, schreibt der Wissenschaftler in einem Aufsatz für das Forschungsprojekt zur ägyptischen Ausgrabungsstätte Amarna.
„Das wäre die größte Sensation“ - Die britische Wochenzeitung „The Economist“ zitierte Reeves mit den Worten: „Wenn ich falsch liege, liege ich falsch. Aber wenn ich recht habe, könnte es vielleicht die größte archäologische Entdeckung aller Zeiten sein.“
Nach Einschätzung von Olivia Zorn, der stellvertretenden Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, ist die Theorie von Reeves bisher spekulativ. „Er ist ein erfahrener Amarna-Forscher und arbeitet mit fundierten Ansätzen“, sagt sie. „Genaueres könnten aber nur Untersuchungen vor Ort bringen.“
Das Grab des Tutanchamun galt schon bei seiner Entdeckung durch den Briten Howard Carter 1922 als Sensation, weil es relativ unversehrt war und unschätzbare Grabbeigaben enthielt. Über die letzte Ruhestätte von Nofretete dagegen und die verwandtschaftliche Beziehung der beiden gibt es zahlreiche Spekulationen.
Das Ägyptische Museum Berlin, das seit 1920 die weltberühmte Skulptur der schönen Pharaonengattin besitzt, will sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. „Hundertprozentig sicher wären wir erst, wenn wir einen Sarg finden, auf dem der Name von Nofretete steht - und selbst dann könnte der Leichnam noch später umgebettet worden sein“, sagt Zorn. „Uns fehlen einfach zu dieser Fragestellung konkrete Inschriften aus der Zeit.“
Das Museum hatte 2012/2013 mit einer großen Ausstellung zur Amarna-Zeit mehr als 600.000 Besucher angezogen. Hauptattraktion war der Nofretete-Kopf, der 1912 bei Ausgrabungen in der altägyptischen Herrscherstadt entdeckt worden war.