GESELLSCHAFT
Luftverschmutzung in Chinas Ballungsräumen ist extrem
Baku, den 1. März (AZERTAG). Die Luftverschmutzung in Chinas Ballungsräumen ist extrem. Dort engagierte deutsche Unternehmen tun deshalb viel, um ihre Mitarbeiter vor dem Kontakt mit Smog und Schadstoffen zu schützen.
Mit der Atemmaske zur Arbeit. Was hierzulande unvorstellbar klingt, ist in China traurige Realität. In dem Riesenreich leiden Menschen in vielen Städten unter sehr dreckiger Luft.
Zuletzt erreichte die Luftverschmutzung in der Hauptstadt Peking so hohe Werte wie noch nie. Um dennoch Fachkräfte für den Wachstumsmarkt zu begeistern, lassen sich deutsche Unternehmen einiges einfallen.
„Wir prüfen derzeit weitere Maßnahmen, um das Präventionsangebot weiter auszubauen“, sagt beispielsweise eine Sprecherin des Autobauers Audi. Die VW-Tochter arbeitet dazu mit Kliniken in der chinesischen Hauptstadt Peking zusammen.
Sport nur in geschlossenen Räumen - In den Räumen von Volkswagen bieten Fachleute bereits Sprechstunden für die Mitarbeiter an. In den Büros sorgen zudem spezielle Filter für frische Luft.
Auch Audi-Konkurrent Daimler bietet in einem internationalen Krankenhaus Infoveranstaltungen für seine Mitarbeiter an. Dabei geht es einem Sprecher zufolge unter anderem um Anlaufstellen im Krankheitsfall, aber auch um die Frage: „Bei welchen Schadstoffwerten kann ich draußen noch Sport treiben?“
Viele Beschäftigte müssen dazu aber nicht nach draußen, sondern können umsonst ins Fitnessstudio gehen: Lokale Mitarbeiter bekommen bei Daimler und Audi eine freie Mitgliedschaft, um etwa beim Joggen und Fahrradfahren keine Schadstoffe einatmen zu müssen.
Gesundheitskurse und Sportangebote sind zwar auch in Deutschland keine Seltenheit. Das Bemühen, Fachkräften in China das Leben angenehmer zu machen, kommt jedoch nicht von ungefähr: China ist als zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA für Autobauer wie Daimler und Audi ein wichtiger Wachstumsmarkt.
Beim Frühstück der Blick auf die Smog-App - Für deutsche Mitarbeiter ist das Land allerdings oft ein Kulturschock: Während sie hierzulande morgens beim Frühstück schnell mal schauen, wie das Wetter wird, nutzen Arbeitnehmer in China eine Smog-App – um zu wissen, ob sie besser mit Atemmaske zur Arbeit gehen.
Der Autozulieferer Bosch stattet seine Leute daher bei Bedarf auch mit Schutzmasken aus. Vor Ort hat der Konzern Messsysteme, um die Höhe der Schadstoffkonzentration im Auge zu behalten.
Sollte sie sich als zu hoch erweisen – jüngst kletterte die Luftverschmutzung über die Marke von 500, wo der Index normalerweise aufhört – dürfen Mitarbeiter auch zu Hause bleiben. „Natürlich besteht grundsätzlich – wo immer mit den Aufgaben vereinbar – die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten“, sagt auch ein Daimler-Sprecher.
Der Abholservice wartet an der U-Bahn - Das geht allerdings nicht immer: „Home Office ist bei uns nicht möglich, weil wir vor Ort eine Fertigung haben“, sagt ein Sprecher des Nürnberger Kabelspezialisten Leoni. „Die Mitarbeiter müssen zwangsläufig am Arbeitsplatz sein.“
Der Autozulieferer ZF hat sich daher etwas einfallen lassen, um Arbeit und Gesundheit miteinander zu vereinbaren: Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommt, kann auf einen Abholservice zurückgreifen, wie ein Sprecher erklärt. Ein Shuttle bringt die Beschäftigten dann vom Bahnhof bis ins Werk.
Gleichzeitig will ZF damit auch etwas gegen das Luftproblem tun: „Wir halten die Mitarbeiter auch deswegen an, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, um so ihrerseits zu weniger Smog beizutragen“, sagt der Sprecher.
Der zähe Verkehr ist nämlich eine der Ursachen für die dicke Luft: Allein die Zahl der Autos auf Chinas Straßen ist von 16 Millionen im Jahr 2000 auf heute rund 100 Millionen gestiegen.