GESELLSCHAFT
Mehr Menschen sterben heute an Vitamin-D-Mangel als an Hautkrebs
Baku, den 13. August (AZERTAG). Der Zusammenhang zwischen intensiver Bräunung und der vorzeitigen Alterung der Haut bis hin zum Hautkrebs ist ziemlich eindeutig. Deshalb benutzen die Menschen heute Sonnencremes mit höheren Lichtschutzfaktoren als früher und bleiben lieber bleich, als ihre Gesundheit zu riskieren.
Aber nun gibt es warnende Stimmen, die sagen, dass zu wenig Sonne auch nicht gut sei. Die UVB-Strahlen der Sonne stoßen nämlich einen chemischen Prozess in der Haut an, der zur Produktion von Vitamin D führt. Und das ist nötig, weil wir über die Nahrung nicht genug von diesem Vitamin aufnehmen.
Der Stoff ist nicht nur wichtig für den Knochenbau, es werden ihm auch viele andere gute Eigenschaften zugesprochen, bis hin zur Vorbeugung einiger Krebsarten. Manche Wissenschaftler gehen so weit, zu sagen, dass mehr Menschen an Vitamin-D-Mangel sterben als an Hautkrebs. Sollen wir uns deshalb wieder ungeschützt in die pralle Sonne legen?
Zum Glück gibt es noch einen Mittelweg. Zunächst einmal treten die Vitamin-D-Mangelerscheinungen in unseren Breiten vor allem im Winter auf – da braucht man tatsächlich praktisch keinen Sonnenschutz und sollte sich so viel wie möglich den gesunden Sonnenstrahlen aussetzen. Im Sommer dagegen blockiert Sonnencreme die Bildung von Vitamin D nur wenig. Das jedenfalls hat eine Studie ergeben, die Antony Young, ein Dermatologe vom King’s College in London, vor ein paar Wochen vorgestellt hat.
Der Forscher rekrutierte 79 Touristen, die auf Teneriffa Urlaub machten, für sein Experiment. Keiner wurde aufgefordert, sich völlig ohne Schutz in die Sonne zu legen – das hätte an Körperverletzung gegrenzt. Die Freiwilligen wurden vielmehr in zwei Gruppen eingeteilt. Die Mitglieder der einen Gruppe sollten ihr Sonnenschutzmittel nach eigenem Gutdünken verwenden. Die anderen bekamen jeden Tag eine Tube mit Sonnenschutzfaktor 15 und wurden angewiesen, das Mittel entsprechend den Empfehlungen des Herstellers aufzutragen – zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut.
Der Versuch bestätigte, was der Forscher geahnt hatte: Die meisten Menschen tragen den Sonnenschutz viel zu dünn auf, sodass er seine volle Wirkung nicht entfaltet. Aber auch die Teilnehmer, die sich genau an die Anweisungen hielten, hatten nach einer Woche eine deutlich erhöhte Menge an Vitamin D im Blut.
Das Experiment zeigt: Man kann im Sommer seine Vitamin-D-Batterie aufladen, ohne die Haut zu verbrennen. Und insbesondere die Morgen- und Abendstunden sind in der hellen Jahreszeit eine gute Gelegenheit dazu. Niemand ist gezwungen, zwischen zwei Übeln zu wählen.