WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Mond kommt der Erde so nahe wie selten
Baku, 14. November, AZERTAC
Der Mond kommt der Erde so nahe wie selten - ausgerechnet bei Vollmond. Er wirkt größer als sonst. Doch der Effekt ist kaum zu erkennen.
Am Montag wird ein großer Vollmond am Nachthimmel zu sehen sein. Der Erdtrabant kommt der Erde so nah wie selten. Am 14. November tritt exakt um 14.52 Uhr die Vollmondphase ein. Nur drei Stunden zuvor kommt der Mond mit nur 356.509 Kilometer Distanz in extreme Erdnähe - er steht damit etwa 50.000 Kilometer näher als in seiner fernsten Position.
Der Abstand zwischen Erde und Mond schwankt, weil die Mondumlaufbahn elliptisch ist. Deshalb ändert sich sein scheinbarer Durchmesser von der Erde aus gesehen.
Fällt eine Vollmondphase mit dem erdnahen Punkt zusammen, erscheint der Mond am größten - der Supermond am Montag wirkt deshalb um etwa ein Siebtel größer und um ein Drittel heller als der entfernteste.
Trotz der großen Veränderung - die Effekte lassen sich mit bloßem Auge kaum erkennen, zu klein ist der Mond von der Erde aus gesehen. An seinem erdnächsten Punkt ist der Mond im Durchschnitt etwa 357.000 Kilometern zur Erde entfernt. Am Montag sind es etwa 1500 Kilometer weniger - der Unterschied fällt kaum auf.
Optische Täuschung - Steht der Mond aber flach über dem Horizont, erscheint er erheblich größer. Der Effekt beruht aber auf optischer Täuschung: Das menschliche Gehirn rückt den Mond in Perspektive zur Umwelt im Vordergrund, was ihn größer aussehen lässt - aber nicht nur bei Supermond.
Erst am 7. April 2020 wird unser Nachbar im All mit 356.907 Kilometer ähnlich nahe kommen. Noch näher stand er am 4. Januar 1912, als er bis auf 356.375 Kilometer an die Erde herankam.
Ein naher Mond verstärkt ein wenig die Gezeiten - um einige Zentimeter: "Je näher der Mond an der Erde ist, desto höher ist die Gravitationskraft. Das kann zu höheren Springfluten führen", erläutert Guido Thimm, wissenschaftlicher Geschäftsführer am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Gravierende Auswirkungen seien aber nicht zu erwarten.
Springtide - Die Stärke der Gezeiten hängt vor allem von der Position des Mondes relativ zu Sonne und Erde ab. Etwa alle 14 Tage - bei Vollmond und Neumond - stehen Mond, Erde und Sonne in einer Linie, ihre Anziehungskraft summiert sich.
Dann kommt es zur Springtide, also einer höheren Flut und einer niedrigen Ebbe. Das Hochwasser läuft dann einige Zentimeter höher auf als normal, das Niedrigwasser etwas niedriger. Normalerweise ist eine solche Springtide eher unauffällig. Deutlicher zu sehen ist sie an Meerengen und Flussmündungen.
Auch die Erdkruste wird durch die Gezeitenkräfte des Mondes verformt: "Der Mond zieht an der einen Seite, die Sonne an der anderen. Die Erdkugel wird ein wenig zum Rugbyball", erklärt Astronom Thimm. Die Verformung ist jedoch winzig klein.
Dramatische Effekte wie Erdbeben erwartet er durch den erdnahen Mond nicht. "Die Vorgänge im Erdinnern spielen eine viel größere Rolle."