GESELLSCHAFT
Mutationen verfünffachen Lebenszeit von Würmern
Baku, den 13. Dezember (AZERTAG). Mit zwei Veränderungen in den Genen haben Forscher die Lebensspanne von Fadenwürmern drastisch verlängert. Sie meinen damit erklären zu können, warum manche Menschen besonders lange leben.
Eine Kombination von Genmutationen kann das Leben von Organismen drastisch verlängern: Mit nur zwei Veränderungen haben US-Forscher die Lebensspanne von Fadenwürmern fast verfünffacht. Das berichten Wissenschaftler des Buck-Instituts für Altersforschung in Novato (Kalifornien, USA) im Fachblatt “Cell Reports”. Beim Menschen entspräche dies einem Alter von 400 bis 500 Jahren.
In der Studie untersuchten die Wissenschaftler den Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Der nur einen Millimeter kleine, gut erforschte Organismus wird etwa einen Monat alt und ist in der Altersforschung als Modell beliebt.
Die Forscher um Di Chen hemmten die Schlüsselmoleküle DAF-2 und RSKS-1, die für den Insulin-Signalweg IIS und den Signalweg TOR wichtig sind. TOR-Mutationen verlängern die Lebensspanne gewöhnlich um etwa 30 Prozent, IIS-Veränderungen können die Spanne etwa verdoppeln.
Lebensspanne um das Fünffache erhöht - Die Kombination der Mutationen erhöhte die Lebenspanne aber nicht nur um 130 Prozent, wie die Forscher erwarteten, sondern fast um das Fünffache. “Die beiden Mutationen starteten in bestimmten Geweben eine verstärkende Rückkopplungsschleife, die die Lebensdauer erhöhte”, wird Studienleiter Pankaj Kapahi in einer Mitteilung des Instituts zitiert.
Der Forscher vermutet, dass eine Kombination verschiedener altersverzögernder Ansätze auch beim Menschen Synergieeffekte haben könnte – ähnlich wie der Erfolg von Kombinationstherapien gegen HIV oder Krebs.
Die Studie könne erklären, warum Forscher bisher bei besonders alten Menschen noch keine einzelnen Langlebigkeitsgene ermitteln konnten. “Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass bei jenen, die das Glück haben, sehr lange gesund zu leben, Wechselwirkungen zwischen Genen entscheidend sind.”
Solche Synergieeffekte könne man nun an Säugetieren untersuchen – etwa an genveränderten Mäusen mit einem gehemmten Insulin-Signalweg, sagt Kapahi. Diese könne man mit dem Immunsuppressivum Rapamycin behandeln, das den Tor-Signalweg blockiert.