WELT
Mutmaßliche Malaysia-Boeing-Entführung
Baku , den 15. März (AZERTAG). Unter Berufung auf die ausländischen Presseberichte gibt AZERTAG bekannt, dass im Fall der vermissten Malaysia-Boeing neue Erkenntnisse auf eine Entführung hindeuten. Angehörige hoffen nun auf ein Überleben der Passagiere von Flug MH370. Doch Experten glauben nicht an einen glimpflichen Ausgang.
Es war eine dramatische Wende nach Tagen der Ungewissheit. Am Samstagmorgen gab der malaysische Ministerpräsident Najib Razak auf einer Pressekonferenz bekannt, dass der vermisste Flug MH370 der Malaysia Airlines noch Stunden nach dem Abbrechen des Funkkontakts weitergeflogen sei. Eine Entführung wollte Razak zwar nicht bestätigen, es werde weiter in alle Richtungen ermittelt. Doch das gezielte Abschalten verschiedener Kommunikationssysteme an Bord des Flugzeugs deutet derzeit auf eine Entführung hin.
An diese Erkenntnisse knüpfen viele Angehörige die Hoffnung, die Passagiere könnten noch leben. Experten hingegen halten eine glimpfliche Landung für unwahrscheinlich. Der chinesische Luftfahrtexperte Zhang Qihuai sagte, er gehe auch bei einer Entführung weiter davon aus, dass das Flugzeug abgestürzt sei. Das Militär vor Ort hätte über dem Festland jedes fliegende Objekt“zu 100 Prozent erfasst“, sagte er.
Auch Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, glaubt nicht an einen glücklichen Ausgang des mysteriösen Flugs. Zwar könne man die Maschine auch auf kleineren Flughäfen landen. "Aber wenn dieser Fall eingetreten wäre, wüssten wir das längst. Schließlich arbeiten auch dort Menschen, die eine derartige Landung melden würden“, so Handwerg.
Die jüngsten Erkenntnisse machen auch eine unbemerkte Bruchlandung abseits befestigter Pisten eher unwahrscheinlich. So war am Freitag bekannt geworden, dass die Boeing 777-200 trotz der absichtlich deaktivierten Kommunikationsgeräte an Bord weiterhin Daten gesendet hatte, genau genommen die Triebwerke: Sensoren in ihrem Inneren sammeln Daten, die regelmäßig schon während des Fluges zu Servicezwecken verschickt werden. Erfasst werden verschiedene Parameter wie Temperatur, Druck oder Vibration - aber auch, ob winzige Metallpartikel im Ölkreislauf zirkulieren. Versendet werden die Daten entweder über Funk im Frequenzbereich VHF III oder aber per Satellitenverbindung.
Obwohl die mutmaßlichen Entführer dieses ACARS genannte System kurz nach dem Start vermutlich deaktivierten, sendeten die Triebwerke sogenannte Pings an einen Satelliten, so wie ein Mobiltelefon nach einem Tunnel automatisch ein Netz sucht. Mit Hilfe dieser Pings konnte nun zumindest ein grober Flugverlauf angenommen werden. Die Experten haben auf Basis der Satellitendaten zwei mögliche Flugkorridore ermittelt. Eine Route führt über das nördliche Thailand bis nach Kasachstan und Turkmenistan. Die andere geht in südlicher Richtung von Indonesien in den Indischen Ozean.
Für eine Landung hätte Flug MH370 die nördliche Route nehmen müssen, also über Land. "Dass die Maschine dabei nicht bemerkt worden wäre, kann ich mir kaum vorstellen", so Handwerg. Zwar könne man das Primärradar an Land zwar unterfliegen. "Das müsste dann aber in extrem geringer Höhe geschehen. Da wäre ein Jet von der Größe einer 777 sicher aufgefallen.“ Wahrscheinlicher sei daher ein Absturz im indischen Ozean, zum Beispiel durch fehlenden Treibstoff. "Das würde auch erklären, warum es kein Signal des Notfallsenders ELT gegeben hat. Der ist zwar sehr robust, aber unter Wasser funktioniert er nicht“, so Handwerg.
Die Ermittlungen der malaysischen Behörden richten sich nach den jüngsten Erkenntnissen wieder verstärkt auf Besatzung und Passagiere der Maschine. Am Samstag wurden die Wohnungen des 53-jährigen Piloten Zaharie Ahmad Shah und die des Co-Piloten von der Polizei durchsucht. Inwieweit die beiden in die mögliche Entführung verwickelt sind oder zu Handlungen gezwungen wurden, ist bislang vollkommen unklar. Das gezielte Abschalten der verschiedenen Kommunikationssysteme erfordert allerdings ein gewisses Know-how und kann nur im Cockpit erfolgen.
Unabhängig von den forensischen Ermittlungen soll die bisherige Suchaktion im Südchinesischen Meer abgebrochen werden. Nun soll entlang der beiden möglichen neuen Routen gesucht werden. 14 Länder sind derzeit beteiligt, etwa 60 Flugzeuge und 40 Schiffe suchen nach der Boeing der Malaysia Airlines.