WELT
Philips belieferte Cannabis-Plantagen mit LED-Leuchten
Baku, den 5. Februar (AZERTAG). Der Konzern lieferte wissentlich, mehr als zehn Jahre lang. Philips versorgte Cannabis-Plantagen über Zwischenhändler mit LED-Leuchten. Als Firmenchef van Houten die Deals stoppte, lauerte ein Großhändler ihm vor seiner Privatwohnung auf. Der Philips-Konzern muss sich für dubiose Geschäftspraktiken rechtfertigen. Der größte Lampenproduzent der Welt hat Betreiber von Cannabis-Plantagen mehr als ein Jahrzehnt lang mit LED-Leuchten beliefert. „Der Verkauf erfolgte indirekt, über Zwischenhändler, aber in vollem Bewusstsein, an welche Endkunden die Lampen gehen“, sagte Konzernsprecher Eric Drent und bestätigte damit einen Bericht des niederländischen TV-Magazins „Brandpunt“ („Brennpunkt“).
Der Sendung zufolge wurden erste Zwischenhändler schon 2002 mit entsprechenden Leuchten beliefert. Erst 2012 entschied sich das Konzernmanagement, solche Deals zu stoppen. „Es ist nicht illegal, die LED-Leuchten an Händler mit Verbindungen zur Cannabis-Szene zu verkaufen“, betonte Drent. „Aber es ist etwas, das wir dennoch nicht mehr tun wollen.“ Warum dem Konzern diese Erkenntnis erst im Jahr 2012 kam, sagte er nicht.
Klar dagegen ist nun: Es war für den Konzern gar nicht so einfach, die über Jahre gepflegten Geschäftsbeziehungen zu kappen. „Das Verbot, LED-Lampen an Betreiber von Cannabis-Pflanzen weiterzuverkaufen, gilt weltweit“, sagte Drent. „Wir haben sehr viele Händler in sehr vielen Ländern entsprechend gebrieft, Dutzende allein in den Niederlanden.“ Wie viele es insgesamt waren, sagte er nicht. Ebenso wenig machte er konkrete Angaben dazu, wie das Weiterverkaufsverbot kontrolliert wurde.
In einem Fall habe man die eigenen Regeln jedenfalls gebrochen, räumte Drent ein. „Wir haben einem Großhändler in der ersten Jahreshälfte 2013 eine letzte Lieferung LED-Leuchten bewilligt“, sagte er. Gut 100.000 Lampen seien seinerzeit geliefert worden. „Wir machten dem Händler damals deutlich, dass dies unser letztes Geschäft ist“, sagte Drent. Doch der Händler habe dies nicht akzeptieren wollen. Monatelang machte er Druck. „Als dies nicht half, lauerte er mehreren hochrangigen Managern vor ihren Privatwohnungen auf, am 29. November 2013 auch dem Vorstandschef Frans van Houten.“
Van Houten habe die Polizei gerufen, diese habe den Mann abgeführt, musste ihn aber am Abend wieder freilassen, weil ihm nichts nachzuweisen gewesen sei. „Solche Vorkommnisse haben uns darin bestärkt, alle Verbindungen zu Lampen-Lieferanten von Cannabis-Plantagen abzubrechen“, sagte Drent. „Früher gab es in diesem Bereich durchaus freundliche Geschäftsbeziehungen. Heute ist die Branche in den Händen des organisierten Verbrechens.“