WELT
Präsidentenwahl in Argentinien
Baku, 26. Oktober, AZERTAC
Bei der Wahl des argentinischen Präsidenten konnte kein eindeutiger Sieger ermittelt werden, nun muss eine Stichwahl entscheiden. Sicher ist nur eins: Präsidentin Fernández de Kirchner tritt ab.
Bei der Präsidentenwahl in Argentinien haben erste Ergebnisse am Sonntagabend auf eine Stichwahl hingewiesen. Keiner der Bewerber um die Nachfolge von Amtsinhaberin Cristina Fernández de Kirchner erreichte die notwendige Mehrheit für einen Sieg gleich im ersten Durchgang. Der Kandidat der Regierungskoalition Daniel Scioli kam nach Auszählung von 88 Prozent der Stimmen auf 36,0 Prozent, der konservative Mauricio Macri auf 35,1 Prozent.
In Argentinien muss ein Kandidat 45 Prozent der Stimmen erreichen oder mindestens 40 Prozent sowie 10 Prozentpunkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten haben, um in der ersten Runde zu gewinnen. Die Stichwahl zwischen den beiden Spitzenkandidaten soll am 22. November stattfinden. Kirchner darf sich laut Verfassung nicht um eine dritte Amtszeit in Folgebewerben.
Scioli forderte noch am Sonntagabend (Ortszeit) die unabhängigen Wähler auf, ihm zu folgen. Seine Ansprache wurde von den lokalen Medien übereinstimmend als Neustart seiner Wahlkampagne gedeutet. Er habe damit zugegeben, nicht im ersten Durchgang gesiegt zu haben. Macris Mitarbeiter feierten bereits wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale das angebliche Erreichen der Stichwahl.
Auf Platz drei kam mit 21 Prozent der Stimmen Sergio Massa, ein früherer Kabinettschef Kirchners. Er steht der Regierung heute jedoch kritisch gegenüber.
Streit, Inflation, Rezession - Der nächste Präsident wird nach allen Umfragen über keine eigene Mehrheit in der Abgeordnetenkammer verfügen. Der Streit mit den Hedgefonds um unbezahlte Auslandsschulden, die hohe Inflation und eine drohende Rezession gehören zu den Problemen, die alle Kandidaten angehen wollen.
Scioli sagte bei der Stimmabgabe, er sei „fanatischer Optimist“. Er sei für Gespräche immer offen. Macri verglich die Wahl mit einem Flugticket, das das Land zu neuen Zielen führen könne. Es sei die Gelegenheit zu entscheiden, ob alles wie bislang weitergehen solle oder ein Wechsel eingeleitet werde, sagte er, nachdem er in einer Schule des Stadtteils Palermo der argentinische Hauptstadt wählte.
Zur Wahl waren rund 32 Millionen Bürger aufgerufen. In Argentinien gilt Wahlpflicht. Zeitgleich mit der Präsidentschaftswahl fanden auch Parlamentswahlen statt. Darin werden 130 der 257 Abgeordneten und ein Drittel der 72 Senatsmitglieder sowie die Gouverneure von elf der 24 Provinzen gewählt.