WELT
Rund 6,7 Millionen Somalier brauchen Hilfe
Baku, 11. Mai, AZERTAC
Somalia steht am Abgrund - wieder einmal. Seit zwei Jahren ist dort der Regen weitgehend ausgeblieben. Die Folge: Eine Dürre in vielen Teilen des Landes.
Der Krisenstaat am Horn von Afrika steht damit vor einer noch größeren Hungersnot als 2011. Damals verloren mehr als 250.000 Menschen, allen voran Kinder bei einer Hungersnot in Somalia ihr Leben.
Damit sich das nicht wiederholt, treffen sich Vertreter der internationalen Gemeinschaft am Donnerstag in London. Die britische Premierministerin Theresa May wird kommen, ebenso wie Uno-Generalsekretär António Guterres, Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) und der somalische Präsident Mohamed Abdullahi Farmajo. Sie wollen die Unterstützung für Somalia ausbauen und helfen, das Land langfristig zu stabilisieren.
Ernten fallen aus, Nutztiere verenden - sogar Kamele sterben - "Die Dürre ist verheerend - viel schlimmer als 2011", sagt der Leiter der britischen Hilfsorganisation Oxfam in Ostafrika, Nigel Tricks. Ernten sind ausgefallen, Nutztiere wie Schafe, Kühe und sogar widerstandsfähige Ziegen sind verendet.
"Inzwischen sind auch die Kamele betroffen", sagt Tricks. Anders als vor sechs Jahren herrscht die Notlage nicht nur in Teilen des Landes, sondern fast überall.
Rund 6,7 Millionen Somalier - etwa die Hälfte der Bevölkerung - brauchen nach Uno-Angaben Hilfe, etwa 2,9 Millionen Menschen sind auf die Verteilung von Nahrungsmitteln angewiesen.
Die ersten Opfer der Dürre: Kinder - Für Kinder, deren Immunsystem schwächer ist, sind die Auswirkungen besonders verheerend. Unicef befürchtet, dass im Laufe des Jahres 275.000 Kinder an akuter Mangelernährung leiden werden. In diesem Jahr wurden bereits über 80.000 Kinder auf Mangelernährung untersucht und 56.000 schwer betroffene Kinder behandelt.
Zusätzlich zum Nahrungsmangel seien Kinder auch von Krankheiten durch verseuchtes Wasser bedroht, erklärte das Uno-Kinderhilfswerk. Hierdurch komme es zu einer starken Zunahme lebensgefährlicher Durchfallerkrankungen. Seit Anfang des Jahres seien in Somalia über 36.000 Fälle von extremem Durchfall oder Cholera registriert worden.
Eine tödliche Gefahr für Kinder seien zudem Infektionskrankheiten. So nähmen etwa Maserninfektionen kontinuierlich zu. Bis Anfang Mai wurden laut Unicef über 7000 Erkrankungen gemeldet. Zwei Drittel waren Kleinkinder unter fünf Jahren.