GESELLSCHAFT
Säuglinge sollen zukünftig drei statt bisher vier Impfstoffdosen erhalten
Baku, 27. August, AZERTAC
Die Ständige Impfkommission empfiehlt ab sofort, Säuglinge nur noch zwei Mal gegen Pneumokokken zu impfen, plus eine spätere Auffrischung. Auch beim Gelbfieber ist keine zweite Spritze mehr nötig.
Pneumokokken sind in Europa die Hauptursache für bakterielle Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und Mittelohrentzündung. Betroffen sind meist ältere Menschen und chronisch Kranke sowie kleine Kinder - bei ihnen ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet. Dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden im vergangen Jahr rund 1400 Fälle von Erkrankungen gemeldet, die durch eine Infektion mit den Bakterien beruhen.
Um Kinder vor den schweren Folgen einer solchen Infektion zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts (RKI) bereits seit vielen Jahren eine Impfung. Neue Daten zur Wirksamkeit eines kürzeren Impfschemas haben nun zu einer Änderung der Empfehlung geführt:
Säuglinge sollen zukünftig drei statt bisher vier Impfstoffdosen erhalten, im Alter von 2, 4 und 11 bis 14 Monaten. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes 2+1-Impfschema, zwei Grundimmunisierungen plus eine Auffrischung.
Für Frühgeborene empfiehlt die Stiko unverändert das 3+1-Schema. Geimpft werden soll im Alter von 2, 3, 4 und 11-14 Monaten.
Für die bestmögliche Wirksamkeit einer Pneumokokken-Impfung sollen die einzelnen Impfstoffdosen unbedingt im jeweils empfohlenen Alter gegeben werden, schreiben die Experten des RKI in ihrer aktuellen Empfehlung. Dies gelte auch für die letzte Dosis im Alter von 11 bis 14 Monaten, die für die Aufrechterhaltung des individuellen Impfschutzes ausschlaggebend sei. Das 2+1-Schema habe den Vorteil, dass Säuglinge im Alter von drei Monaten eine Impfung weniger benötigen.
Primäres Ziel der Impfung sei es weiterhin, so das RKI, die Zahl von Pneumokokken-Erkrankungen und die daraus entstehenden Folgen wie lange Krankenhausaufenthalte, Behinderung und Tod zu vermeiden. Laut dem Institut gibt es derzeit rund elf Fälle pro 100.000 Kinder im Alter unter fünf Jahren.
Weitere Neuerungen im Impfkalender der Stiko: - Nachdem mehrere Studien auf einen lebenslangen Impfschutz nach einmaliger Gelbfieber-Impfung hingewiesen hatten, aktualisiert die Stiko ihre Empfehlung bei der Gelbfieber-Impfung: Eine Auffrischung der Impfung ist ab sofort nicht mehr erforderlich.
Neues gibt es auch bei den Meningokokken. Wie Pneumokokken können diese Bakterien Hirnhautentzündungen auslösen. Seit Dezember 2013 gibt es eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B, die für die meisten Krankheitsfälle in Deutschland verantwortlich sind. Die Stiko hält die bisherigen Studienergebnisse und die daraus resultierende Evidenz aber noch nicht für ausreichend, um generell zu einer Impfung zu raten. Da das Risiko zu erkranken unterschiedlich hoch ist, soll die Entscheidung für eine Impfung nach individueller Risikoabschätzung mit dem Arzt getroffen werden.