WELT
Singvogelarten sei der männliche Gesang
Baku, 1. Mai, AZERTAC
Vögel singen in unterschiedlichen Dialekten - ohne dass landschaftliche Barrieren sie trennen. Ihr Gesang ändert sich in den Bergen mit der Höhe.
Die Bildung von Dialekten ist bei Vögeln nicht ungewöhnlich. In der Regel seien solche Gruppen aber durch landschaftliche Hindernisse wie große Seen oder hohe Berge voneinander getrennt. Das nun gefundene Beispiel aber zeige, dass schon die Höhenlage dafür ausreichen könne, ganz ohne eine natürliche Barriere, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin "Open Science": In unterschiedlichen Höhenlagen singen nordamerikanische Gambelmeisen unterschiedlich.
Carrie Branch und Vladimir Pravosudov von der University of Nevada in Reno hatten an den Bergen Sagehen und Mount Rose in der Sierra Nevada die Gesänge von Gambelmeisen (Poecile gambeli) in 1800 Metern und 2600 Metern Höhe aufgenommen. Dann bewerteten sie elf Merkmale wie die Länge einzelner Töne, die Länge der Lücken zwischen den Tönen, die Startfrequenz und die Lautstärke.
Die Gesänge seien an allen vier Standorten verschieden gewesen, schreiben die Forscher - auch am selben Berg abhängig davon, ob die Population auf 1800 Meter oder 2600 Meter Höhe lebte.
Partnerwahl - Bei vielen Singvogelarten sei der männliche Gesang ein wichtiger Bestandteil der weiblichen Partnerwahl, schreiben die Autoren. Höhendialekte sind darum eine hilfreiche Anpassung: Die Meisenmännchen lockten so vor allem Weibchen, die genetisch ebenfalls an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst sind. Auf 2600 Metern ist es für die Vögel demnach schwieriger, zu überleben: Es liegt länger Schnee als in tieferen Lagen, die Meisen müssen sich mehr Vorräte für die kalte Jahreszeit zulegen.
„Dass es solche Dialekte an ein und demselben Berg in verschiedenen Höhen gibt, ist tatsächlich eine neue Erkenntnis“, sagt Forscher. Allerdings gehen ihm die Schlussfolgerungen der Forscher etwas zu weit: Die gefundenen Unterschiede könnten aus seiner Sicht auch andere Ursachen haben.