WELT
Tote bei Demonstrationen in Ägypten
Baku, den 16. August (AZERTAG). Zehntausende Demonstranten sind auf den Straßen, vielerorts schlägt der Protest gegen die Militärherrschaft in Gewalt um. Mehrere Protestierer und Polizisten starben. Bei Protesten in der nordwest-ägyptischen Stadt Ismailia sind nach Angaben von medizinischen Rettungskräften vier Menschen getötet worden. Die Demonstranten seien bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften umgekommen, hieß es in den Kreisen. In der Hafenstadt Damietta wurden Sanitätern zufolge acht Demonstranten getötet. Ein Korrespondent von Al-Arabiya sagte, auch 15 Polizisten seien bei Auseinandersetzungen mit gewalttätigen Demonstranten ums Leben gekommen.
In der Hauptstadt Kairo gehen Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Schüsse sind zu hören.
Seit den Freitagsgebeten setzt sich in dem Land der Protest gegen die Militärherrschaft fort: Anhänger des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sammeln sich zum „Freitag der Wut“ auf den Straßen großer Städte. Die Muslimbrüder demonstrieren gegen den Militärputsch, durch den der von ihnen unterstützte Präsident seines Amtes enthoben wurde. Aber auch die Gegenseite mobilisiert: Das Protestbündnis Pro Demokratie Allianz rief die Menschen zu einem „Eine-Million-Männer-Marsch“ auf die Straßen.
Die Armee sperrte in Kairo mehrere Straßen und Plätze ab und beobachtete mit Helikoptern das Geschehen. Tausende Demonstranten ziehen in der Hauptstadt von den Moscheen aus zum Ramses-Platz. Im Stadtteil Nasr City sind besonders viele unterwegs. Reporter berichteten, es seien im Unterschied zu bisherigen Protesten auch Frauen mit Dabei. Kinder seinen noch nicht zu sehen gewesen. Sprechchöre wie „Tötet Sisi“ – den Chef des Militärs – waren laut Augenzeugen zu hören. (TV-Livestream hier) Augenzeugen schilderten anhaltendes Gewehrfeuer nahe der 15.-Mai-Brücke, wenige Kilometer vom zentral gelegenen Ramses-Platz entfernt.
Mehr als zwei Dutzend Demo-Routen gibt es zum Ramses-Platz in Kairo. Tausende Menschen erreichten bereits diesen Ort. Auch in anderen Städten waren die Gläubigen aufgerufen, sich zu zentralen Versammlungsorten zu bewegen.
Angehörige trugen am Freitag viele der Opfer zu Grabe, die während der Ausschreitungen am Mittwoch und Donnerstag ums Leben gekommen waren. Mancherorts schlossen sich die Trauernden den Protestzügen an.
In der Hafenstadt Alexandria füllten ebenfalls Demonstranten die Straßen. Ebenso in der nördlich gelegenen Stadt Tantra, wo laut Al Jazeera Tränengas verschossen wurde.
Wegen der seit Tagen dauernden Zusammenstöße von Polizei, Militär und Demonstranten ist die Lage in dem Land sehr angespannt. Deutschland rät von Reisen nach Ägypten ab. TUI und Thomas Cook sagten sämtliche Reisen in das Land ab. Großbritannien forderte seine in dem Badeort Hurghada urlaubenden Staatsbürger auf, in den Hotels zu bleiben. Dort war am Donnerstag ein Angehöriger der Muslimbrüder ums Leben gekommen.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei sind laut offiziellen Angaben mindestens 638 Menschen umgekommen, Tausende erlitten Verletzungen. Anhänger Mursis hatten am Donnerstag ein Regierungsgebäude in Kairo angezündet. Die Polizei erhielt daraufhin die Erlaubnis, bei solchen Angriffen scharf zu schießen.