WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Tschuri-Geschwindigkeit in den Weltraum
Baku,13. August, AZERTAC
Komet Tschuri hat seinen seinen Vorbeiflug an der Sonne gut überstanden. Gemeinsam mit Mini-Labor „Philae“ fliegt er nun in schattigere Gefilde. Vorher hoffen Forscher auf einen letzten Kontakt.
Der Komet Tschuri ist unbeschadet an der Sonne vorbeigeflogen. Dampfend und staubend passierte er am Donnerstagmorgen um 4.03 Uhr den sonnennächsten Punkt seiner Bahn.
„Es ist alles sehr glattgegangen“, sagte Paolo Ferri, der Bereichsleiter Satellitenbetrieb der Europäischen Raumfahrtagentur Esa in Darmstadt. Tschuri sei rund 185 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, die Distanz vergrößere sich in den kommenden Wochen nur sehr langsam.
Zum Vergleich: Die Erde befindet sich mit rund 150 Millionen Kilometern deutlich näher an der Sonne als Tschuri. Dennoch wird es auf dem Kometen wegen der fehlenden Atmosphäre mit Temperaturen bis rund 80 Grad Celsius deutlich heißer als auf unserem Planeten.
Das hat dazu geführt, dass der Komet mit dem wissenschaftlichen Namen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ auf seinem Weg Richtung Sonne in den vergangenen Wochen viel Staub um sich gewirbelt hat. „Wir erwarten weitere Explosionen und Staubwirbel bis September“, so Ferri. Dass dabei Teile des Kometen abbrechen, sei „nicht so wahrscheinlich“, aber auch nicht auszuschließen.
Den bisher gewaltigsten beobachteten Gasausstrom von einigen Minuten Dauer fotografierte eine „Rosetta“-Kamera bereits am 29. Juli, wie das DLR und die Esa nun berichteten. Dabei wurde Kometenmaterial mit hoher Geschwindigkeit in den Weltraum geschleudert.
Die Aktivität des Kometen werde in den kommenden Tagen noch etwas zunehmen, sagte DLR-Kometenforscher Ekkehard Kührt. Im Herbst soll sich die Lage dann beruhigen. Das nächste Mal wird Tschuri den sonnennächsten Punkt seiner Bahn in etwa 6,5 Jahren passieren.
„Rosetta“ bleibt auf Distanz - Bis es im Herbst wieder ruhiger auf Tschuri wird, begleitet und beobachtet die Sonde „Rosetta“ die Staubschleuder zur Sicherheit aus einer Entfernung von 300 anstatt von 150 Kilometern. Für den auf Tschuri gelandeten Roboter „Philae“ bedeutet das, dass der Kontakt zwischen Sonde und Roboter vorerst unterbrochen bleibt. Die Suche nach dem Signal ist aufgrund des zu großen Sicherheitsabstandes bis auf Weiteres ausgesetzt.
„Rosettas“ vorrangige Aufgabe sei es, die maximale Aktivität des Kometen mit wissenschaftlichen Messungen und Bildern zu dokumentieren, erklärte Ferri.
Hoffnung auf erneuten Kontakt zu „Philae“ - Die Umkehr von Tschuri wirkt sich auch auf den Lander „Philae“ aus, der im November 2014 auf dem Kometen gelandet war. Nach der Sonnenpassage nimmt der Energiepegel des Roboters von Freitag an langsam ab. Trotzdem müsste die Energie noch bis zum 30. Dezember für den Betrieb reichen, sagte „Philaes“ Technischer Manager beim DLR, Koen Geurts. Der Lander wird mit Sonnenenergie betrieben.
Tschuri werde Ende des Jahres rund 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein, so Geurts. „Bis zu diesem Abstand müsste 'Philae' eigentlich locker in Betrieb sein.“ Die DLR-Experten sehen Chancen für einen Kontakt zu „Philae“ im September und Oktober.
Bislang hatte die Verbindung immer wieder ausgesetzt. Beim letzten Kontakt im Juli sei es in dem kleinen Landeroboter angenehme 20 Grad warm gewesen. „Wenn es dann Richtung minus 30, minus 40 Grad wird, kommt man langsam an den Punkt, wo das Ende absehbar ist“, sagte Geurts. Dann werde der Roboter wieder in eine Art Winterschlaf fallen.
Vielleicht legen sich die Kontaktschwierigkeiten, wenn es kälter wird, so die Hoffnung. „Die Probleme sind auf einmal gekommen“. Man vermute, dass sie mit der Temperatur zusammenhingen. Es könne also sein, dass sie verschwinden, wenn es wieder kälter werde, so Geurts.