GESELLSCHAFT
Unumkehrbare Kettenreaktion in der Antarktis befürchtet
Baku, den 14. Mai (AZERTAG). Der Meeresspiegel könnte höher steigen als erwartet. Gletscher der Westantarktis schwinden unaufhaltsam, warnen Forscher. Das führe zu einer folgenreichen Kettenreaktion.
Das Schmelzen des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis könnte zu einem Ansteigen der Meeresspiegel von rund 60 Zentimetern führen - und es könnte eine Kettenreaktion auslösen: Das Schwinden des Gletschers könnte weitere Eispartien destabilisieren.
„Ein großer Teil der Eiskappe in der Westantarktis ist in einem Stadium des unumkehrbaren Rückzugs“, sagt Nasa-Wissenschaftler Eric Rignot von der University of California, Irvine. In den bisherigen Berechnungen des Weltklimarats zum Anstieg der Meeresspiegel sei das Phänomen nicht ausreichend berücksichtigt.
In einer Studie, die in Kürze im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ erscheinen soll, untersuchten Forscher um Rignot den Rückgang aller sechs großen Gletscher der Antarktis. Da das Schmelzen dieser Gletscher auch noch andere Eispartien schwächen dürfte, rechnen die Forscher über mehrere Jahrhunderte mit einem Ansteigen der Pegel um bis zu drei Meter.
Rignot und sein Team verwendeten Daten von Satelliten, Flugzeugen, Schiffen und Untersuchungen des sogenannten Schelfeises. Sie zeigen Änderungen in der Geschwindigkeit der Gletscher und ihre Ausdehnung vor der Küste im Meer.
Die Studie eines zweiten Forscherteams unterstreicht die Ergebnisse. Ian Joughin von der Universität Washington und Kollegen haben die Entwicklungen am Thwaites-Gletscher in der Westantarktis am Computer simuliert. Ihr Ergebnis: Die Auflösung dieses Gletschers habe unumkehrbar begonnen.
Die Forscher errechneten, dass er sich in 200 bis 1000 Jahren ganz aufgelöst haben dürfte. Ihre Studie stützt sich auf topografische Karten und Computermodelle der Westantarktis. Das abschmelzende Eis dieses Gletschers habe derzeit ein Ansteigen der weltweiten Meeresspiegel um etwa einen Millimeter im Jahr zur Folge, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“.