GESELLSCHAFT
WHO gibt eine Reisewarnung für Schwangere in Zika-Gebiete heraus
Baku, 12. März, AZERTAC
Das Zika-Virus ist gefährlicher als bisher angenommen, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sicherheitshalber sprach sie nun eine Reisewarnung für Schwangere in Zika-Gebiete aus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Reisewarnung für Schwangere in Zika-Gebiete herausgegeben. Schwangeren Frauen sei geraten, sich "nicht in Regionen zu begeben, die von der Zika-Epidemie betroffen sind", erklärte die Uno-Sonderorganisation. Werdende Mütter, deren Sexualpartner in betroffenen Gebieten lebten, sollten während der Schwangerschaft zudem nur geschützten Geschlechtsverkehr haben. "Generelle Einschränkungen" für Reisen oder den Handel mit den betroffenen Ländern lehnte die WHO aber ab.
Vorsichtsmaßnahme - Die Weltgesundheitsorganisation begründete ihren Vorstoß mit den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Grund zu großer Sorge sei etwa, dass der Erreger häufiger als bisher angenommen durch Geschlechtsverkehr übertragen werden könne. "Das ist alarmierend", sagte WHO-Direktorin Margaret Chan. Häufigster Übertragungsweg bleiben aber tagaktive Stechmücken.
Zudem teilte die WHO mit, wissenschaftliche Erkenntnisse stützten vermehrt den Verdacht, dass das Virus zu schweren Schädelmissbildungen (Mikrozephalie) bei Babys im Mutterleib führen könne. Zwar sei noch nicht abschließend geklärt, ob das Virus tatsächlich Mikrozephalie auslösen könne. Doch auch ohne letzten wissenschaftlichen Beweis gelte es zu handeln, sagte Chan.
Chan verwies zudem auf weitere mögliche Risiken für Schwangere wie den Tod des Fötus, Wachstumsverzögerungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems. Das Virus finde sich in Blut und Hirngewebe von lebend oder tot geborenen Föten. Neue Forschungen hatten gezeigt, dass der Erreger sehr wahrscheinlich auch eine Rolle bei anderen neurologischen Störungen spielt, etwa beim Guillain-Barré-Syndrom, einer schweren Nervenkrankheit.
Im Rückenmark nachgewiesen - Zuletzt wurde das Virus zudem im Rückenmark einer 15-jährigen Patientin mit Rückenmarksentzündung nachgewiesen, wie Forscher im Fachmagazin "The Lancet" berichten. Die Jugendliche lebt im französischen Überseegebiet Guadeloupe in der Karibik und wurde Mitte Januar mit einer halbseitigen Lähmung in ein Krankenhaus eingeliefert. Andere mögliche Auslöser der seltenen Krankheit konnten durch Bluttests ausgeschlossen werden.
Es handle sich um den ersten Beweis eines Zusammenhangs zwischen dem Zika-Virus und einer Rückenmarksentzündung, sagte Annie Lannuzel, die für das französische Institut für Gesundheit und medizinische Forschung arbeitet.
Zika könnte sich ähnlich wie Dengue ausbreiten - Aufgrund dieser Entwicklungen empfahl die Expertenkommission der WHO noch einmal, gegen die Ausbreitung der krankheitsübertragenden Moskitos "mit besonderer Dringlichkeit" zu kämpfen. Allerdings stünden von den benötigten 65 Millionen Dollar (59 Millionen Euro), die laut WHO zur Eindämmung des Virus nötig sind, erst 3 Millionen Dollar zur Verfügung.
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Zika ähnlich ausbreite wie das Dengue-Fieber, so Chan. An den grippeähnlichen Symptomen von Dengue erkranken jährlich schätzungsweise 50 bis 100 Millionen Menschen. Auch das Zika-Virus löst bei gesunden Erwachsenen in der Regel grippeähnliche Symptome aus.
Zika ist als Erreger bereits seit fast 70 Jahren bekannt. Die möglicherweise gravierenden Folgen für Ungeborene zeichnen sich jedoch erst jetzt ab. Allein in Brasilien werden 4222 Verdachtsfälle von Schädelfehlbildungen untersucht. Bislang ist in 82 von 641 eindeutigen Mikrozephalie-Fällen bei den Müttern eine Ansteckung mit Zika nachgewiesen worden.
Am Dienstag besuchte der Direktor der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC Puerto Rico und warnte auch hier vor einer starken Ausbreitung des Virus. Es sei wahrscheinlich, dass sich in dem Staat noch Tausende Schwangere infizieren. Die CDC teste derzeit neun verschiedene Insektizide, mit der die Überträgermücken eingedämmt werden könnten. Bislang wurden in dem Staat 157 Zika-Fälle bestätigt.
Die WHO hatte wegen der Ausbreitung des Zika-Virus vor allem in Brasilien vor fünf Wochen den globalen Gesundheitsnotfall ausgerufen. Zika ist bisher in mehr als 50 Ländern nachgewiesen worden - hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika.