WIRTSCHAFT
WTO senkt ihre Prognose für dieses Jahr
Baku, 28. September, AZERTAC
Der Welthandel wächst weit weniger stark als noch im Frühjahr erwartet. Die WTO senkt ihre Prognose für dieses Jahr von 2,8 auf 1,7 Prozent. Auch im kommenden Jahr bleibt das Wachstum wohl schwach.
Der weltweite Handel steckt nach Ansicht der Welthandelsorganisation (WTO) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in einer andauernden Schwächephase. Die WTO-Experten haben ihre Prognose für dieses und kommendes Jahr deutlich gesenkt. Sie gehen nur noch von einem Wachstum von 1,7 Prozent in diesem Jahr aus, nachdem sie im April noch einen Zuwachs von 2,8 Prozent erwartet hatten - mit dieser Rate war der Welthandel im vergangenen Jahr gewachsen.
Damit werde 2016 das Jahr mit dem langsamsten Wachstum des Welthandels seit 2009, als die Finanzkrise ihre Wirkung entfaltete, teilte die WTO mit. Auch für 2017 korrigierten die Experten ihre Erwartungen für die Zunahme des Waren- und Dienstleistungsverkehrs herunter - von 3,6 Prozent auf nun 1,8 bis 3,1 Prozent.
"Die dramatische Verlangsamung im Handel sollte als Weckruf dienen", sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo. Für wirtschaftliches Wachstum und die Schaffung von Jobs brauche die Welt mehr globalen Handel. 2016 ist bereits das fünfte Jahr hintereinander mit einem Plus von weniger als drei Prozent. Zu den Ursachen zählt die WTO die schwächere Konjunktur in Schwellenländern wie China und Brasilien, aber auch ein im Vergleich zum Zeitraum von 2014 bis 2015 geringeres Wachstum in Nordamerika.
Der IWF sieht mangelnde Investitionen in vielen Ländern als Hauptgrund für die Schwäche im weltweiten Handel. Zu den Leidtragenden der Entwicklung dürfte auch Deutschland gehören, das zu den großen Handelsnationen zählt. Auch gemessen an der weltweiten Wirtschaftsleistung fiel der globale Handel dem IWF zufolge zurück. Von 1985 bis 2007 lag die durchschnittliche Steigerungsrate beim Handel demnach noch etwa doppelt so hoch wie bei der Produktionsleistung.
Seit 2012 habe sich das Wachstum im Welthandel aber auf etwas über drei Prozent pro Jahr verlangsamt - das sei weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Zuwachsraten in den vergangenen drei Jahrzehnten. Der IWF verortet als Ursachen für die Wachstumsschwäche auch eine Zunahme des Protektionismus und einen stockenden Abbau von Handelshürden.