GESELLSCHAFT
Grippewelle - Hunderte Menschen überlebten Virusinfektion nicht
Baku, 24. Mai, AZERTAC
Die Grippewelle ist im vergangenen Winter ungewöhnlich stark verlaufen. Zwischen Ende Dezember und Anfang April erkrankten nachweislich 333.567 Menschen an einer Grippe, heißt es im aktuellen Bericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI). Die Zahl der tatsächlich Betroffenen dürfte weit darüber liegen. Denn nicht jeder Grippekranke geht zum Arzt, und nur ausgewählte Praxen schicken Erregerproben ins Labor.
Fast ein Fünftel der registrierten Grippepatienten musste im Krankenhaus behandelt werden. Nachweislich 1665 Patienten starben an den Folgen der Infektion. Die meisten Betroffenen waren mindestens 60 Jahre alt (87 Prozent), viele litten unter Vorerkrankungen. Auch die Todesfallzahlen können in der Realität noch deutlich höher liegen als angegeben, da die Todesfälle nicht immer mit dem Grippeerreger in Verbindung gebracht werden.
Damit fiel die Grippesaison 2017/2018 noch stärker aus als die Welle im Winter 2016/2017, die bereits als besonders heftig galt. Damals wurden 114.200 Fälle mittels Labordiagnostik bestätigt, etwa 30.000 Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden, und es kam zu 723 nachweislichen Todesfällen.
70 Prozent mehr Krankenhauspatienten - Insgesamt zog sich die Grippewelle im vergangenen Winter von der letzten Dezemberwoche bis Anfang April. In den 15 Wochen erkrankten in fast allen Altersgruppen ungewöhnlich viele Menschen, berichtet die AGI. Nur bis vier Jahre alte Kinder seien in der Vorsaison noch stärker betroffen gewesen.
Nur Erkältung - oder die echte Grippe?
Viele sprechen von einer Grippe, wenn sie nur einen grippalen Infekt haben. Zwischen beiden gibt es aber einen großen Unterschied: Während ein grippaler Infekt in der Regel harmlos verläuft und von vielen verschiedenen Viren verursacht wird, stecken hinter einer echten Grippe allein Influenzaviren.
Die Symptome einer Grippe sind deutlich stärker als bei einem grippalen Infekt. Bei älteren, sehr jungen und immungeschwächten Menschen kann eine Infektion lebensgefährlich werden. "Auch wenn beide oft miteinander verwechselt werden, ist die Grippe eine ganz andere Nummer als ein grippaler Infekt", sagt der Virologe Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
"Wenn man eine richtige Grippe hat, dann weiß man das. Dann hat man nicht ein bisschen Schnupfen und Kopfdruck, dann hat man hohes Fieber und Schmerzen." Vor den Influenzaviren schützt die jährliche Grippeimpfung. Die harmlosen Erkältungen hingegen kann auch sie nicht abwehren.
Am häufigsten sorgten Influenza B-Viren der Yamagata-Linie für Probleme (68 Prozent). Vor der Virusvariante schützt der gängige Dreifachimpfstoff nicht direkt. Das kann laut Experten ein Grund sein, warum sich in diesem Winter besonders viele Menschen mit Grippe infizierten.
Fachleute rieten daher nach dem Beginn der Grippewelle, auf den teureren Vierfachimpfstoff umzuschwenken, für dessen Kosten Krankenkassen bislang jedoch nicht standardmäßig aufkommen. Das soll sich in Zukunft ändern.