WELT
Ägypten: Sechs Militärpolizisten bei Angriff auf Stützpunkt getötet
Kairo, den 15. März (AZERTAG). Erneuter Angriff auf die Militärmacht: Unbekannte haben bei einem Angriff auf einen Kontrollposten der ägyptischen Armee sechs Militärpolizisten getötet. Die Übergangsregierung in Kairo machte die Muslimbruderschaft verantwortlich, die wies jedoch jede Beteiligung an dem Attentat zurück.
Die regierungsnahe Nachrichtenwebsite „Al-Ahram“ meldete am Samstag unter Berufung auf einen Militärsprecher, die Angreifer hätten am Tatort im Kairoer Stadtteil Schubra al-Chaima das Feuer auf die an einem Kontrollpunkt stationierten Soldaten eröffnet. Sechs Militärpolizisten starben. Anschließend hätten die Attentäter in der Nähe des Postens zwei Sprengsätze versteckt, diese seien vom Zivilschutz aber rechtzeitig entdeckt und dann entschärft worden.
Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand, Die Militärführung beschuldigte jedoch bereits kurz nach dem Attentat die Muslimbruderschaft des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi, jedoch ohne Beweise für ihren Verdacht vorzulegen.
Seit der Absetzung Mursis durch die Armee im Juli vergangenen Jahres hat es zahlreiche Angriffe auf Sicherheitskräfte gegeben, rund 300 Beamte wurden dabei getötet. Erst am Donnerstag war ein Offizier durch Schüsse auf einen Bus der Streitkräfte in der Innenstadt von Kairo ums Leben gekommen. Auch dafür gab die Armee der Muslimbruderschaft die Schuld. Mursi und Hunderte Führungskader sitzen seit der Machtübernahme des Militärs im Gefängnis. Die Organisation wurde im Dezember zur terroristischen Vereinigung erklärt.
Die Muslimbruderschaft bestreitet ihre Beteiligung an den jüngsten Vorfällen und wirft der Regierung zum wiederholten Male vor, sie aus politischen Gründen diskreditieren zu wollen. „Ich verurteile die Tötung ägyptischer Soldaten“, erklärte der Chef der Muslimbrüder, Amr Darrag, am Samstag über Twitter. „Wie kann die Muslimbruderschaft ein paar Minuten nach dem Angriff beschuldigt werden ohne Beweis oder Untersuchung?“
Experten gehen davon aus, dass es in den kommenden Monaten im Vorfeld der Präsidentenwahl zu weiteren Angriffen kommen wird. Zu erwarten ist, dass Armeechef Abd al-Fattah al-Sisi die Abstimmung gewinnen wird.