WELT
Al-Qaida nutzt den Frust im Süden des Jemen
Der Südjemen will sich wieder abspalten vom Norden. Diese Instabilität spielt den islamistischen Terroristen in die Hände.
Die Feuchtigkeit hängt fast wie Nebel zwischen den brüchigen Fassaden der Kolonialhäuser im Zentrum von Aden. Die jungen Männer hocken auf den Schrotteilen vor Wadi Abdos Werkstatt und stieren in den Dunst. Ringsum haben sich weitere Gruppen von Männern versammelt, schweigend und reglos wie sie selbst. Sie alle sind arbeitslos. Ayman Khaled liegt in einer Schubkarre, die er mit Sofakissen ausgepolstert hat. Er löst sich aus seiner Starre und sagt: „Wir haben nicht die selben Chancen wie die Leute aus dem Norden. Früher haben wir das nicht so gespürt. Jetzt aber kommen wir uns vor wie eine andere Klasse von Mensch.“
Immer lauter fordert der Süden Unabhängigkeit: Die südjemenitische Hafenstadt liegt tief in eine bleierne Ruhe versunken. Dicht unter der Oberfläche jedoch gärt die Unzufriedenheit. In den umliegenden Provinzen sind die Menschen nicht mehr bereit, stillzuhalten: Eine Protestbewegung hat sich erhoben und rapide über den Südjemen ausgebreitet. Immer lauter fordert sie die Unabhängigkeit. Ihr Konflikt mit der Zentralregierung eskaliert. Er trägt längst dazu bei, das gesamte Land zu destabilisieren.
Das Terrornetzwerk al-Qaida weiß das Chaos für seine Zwecke zu nutzen. Schon länger dient der schwache Staat an der Südspitze der Arabischen Halbinsel Dschihadisten als Rückzugsgebiet. Nun arbeiten sie daran, den Jemen zu einer Operationsbasis zu machen, für Angriffe in der Region und darüber hinaus. Weltweit sichtbar wurde das in der vergangenen Woche, als zwei Paketbomben aus dem Jemen auf dem Weg in die USA sichergestellt wurden.