WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Asteroiden-Einschlag kühlte Meere um sieben Grad
Baku, den 13. Mai (AZERTAG). Ein gigantischer Feuerball, Brände, dann eisige Kälte - vor etwa 60 Millionen Jahren löschte ein Asteroid die Hälfte aller Dinosauriergattungen aus. Den globalen Wintereinbruch im Anschluss an den Einschlag haben Forscher nun erstmals direkt nachgewiesen.
Vermutlich löste der Asteroid vor etwa 66 Millionen Jahren ein Massensterben unter den Dinosauriern aus, bei dem etwa die Hälfte der Gattungen verschwand. Der glühende Himmelskörper traf mit einer gewaltigen Energie auf unseren Planeten und jagte eine Feuerwand über die Erde. Doch der Effekt des heißen Gesteinbrockens verkehrte sich schnell ins Gegenteil, berichten niederländische Geoforscher. Der Asteroideneinschlag auf dem Gebiet des heutigen Mexiko habe die Meerestemperatur um bis zu sieben Grad gesenkt. Ihre Ergebnisse seien der erste direkte Beleg für einen globalen Winter nach der Katastrophe, so die Forscher.
Um die Meerestemperatur nach der Katastrophe zu ermitteln, untersuchten Johan Vellekoop von der Universität Utrecht und Kollegen Sedimente am Brazos River in Texas nahe der Stadt Waco. In dem Gebiet, das damals im Meer lag, blieben Ablagerungen ungestört erhalten. Die Wissenschaftler leiteten die Temperaturen mit dem sogenannten TEX86-Paläothermometer ab. Diese Methode stützt sich auf meeresbewohnende Kleinlebewesen, sogenannte Thaumarchaeota. Sie bilden bestimmte Moleküle abhängig von der vorherrschenden Wassertemperatur.
Die Analysen zeigten, dass die Temperatur in der Region an der Meeresoberfläche gegen Ende der Kreidezeit stabil bei gut 30 Grad Celsius lag. Nach der Katastrophe sank sie im Mittel um zwei Grad, zeitweilig sogar um bis zu sieben Grad, schreiben die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS). Die Abkühlung soll einige Monate bis Jahrzehnte gedauert haben. Danach stiegen die Temperaturen auf ein bis zwei Grad über den Ausgangswert - vermutlich als Folge vieler Treibhausgase in der Atmosphäre.
Erster direkter Nachweis für globalen Winter - Der Himmelskörper, der am Übergang von Kreidezeit zum Paläogen, die Halbinsel Yucatán traf, hatte einen Durchmesser von schätzungsweise zehn Kilometern. Modellen zufolge löste der Einschlag eine Kette von Katastrophen aus, die auch den Temperaturabfall erklären können.
Während der ersten auch „Feuerball“ genannten Phase suchten Erdbeben, Tsunamis und große Brände die Erde heim. Anschließend verminderten aufgewirbelte Partikel und Rußteilchen die Sonneneinstrahlung um bis zu 80 Prozent. Das löste den globalen Winter aus, der die Pflanzenwelt stark beeinträchtigte. Später entfachten Temperaturunterschiede zwischen den warmen Ozeanen und den deutlich kühleren Landmassen Stürme. Die hielten die Partikel - darunter das vom Asteroiden stammende Metall Iridium - in der Atmosphäre und verzögerten ihre Ablagerung.
Die Ergebnisse der Forscher seien der erste direkte Nachweis für einen globalen Winter nach dem Einschlag, betonen die Wissenschaftler in ihrer Arbeit. „Der globale Impaktwinter, gekennzeichnet durch Dunkelheit und eine dramatische Abkühlung des Meeresoberflächenwassers, störte ein relativ stabiles, warmes Klima in der späten Kreidezeit und bildete wahrscheinlich eine große Belastung für das Leben auf der Erde“, heißt es weiter. Damit habe er wohl als Schlüsselfaktor zu dem Artensterben beigetragen.