WELT
Beim Kauf fairer Lebensmittel ist das Einkommen nicht die zentrale Barriere
Baku, den 5. August (AZERTAG). Der nächste Einkauf soll so richtig „öko“ sein – Produkte aus der Region, Kaffee nur fair gehandelt. Der hehre Anspruch ist im Supermarkt schnell vergessen. Schuld ist nicht nur der Käufer selbst.
Immer mehr Verbraucher wünschen sich fair und nachhaltig produzierte Lebensmittel – und greifen im Supermarkt dann meist doch zu Billigprodukten. Hauptgrund für diesen Widerspruch ist nach Erkenntnis von Wissenschaftlern jedoch nicht das Geld. Beim Kauf fairer Lebensmittel ist das Einkommen nicht die zentrale Barriere. Das Hauptproblem sei die Macht der Gewohnheit
Wenn man schon seit Jahren im Laden um die Ecke einen bestimmten Kaffee oder eine bestimmte Butter kauft, denkt man beim Einkauf gar nicht mehr nach. Es muss einem erst einmal im richtigen Moment bewusst werden, dass es auch anders geht.
Gerade am Supermarktregal nehme sich der Verbraucher nur wenige Sekunden Zeit für seine Kaufentscheidung. Zudem sei ethischer Konsum häufig mit einem Mehraufwand verbunden, etwa um in ein weiter entferntes Geschäft zu fahren.
Neben der Routine spielen laut Sunderer auch persönliche Vorlieben eine große Rolle. Wenn man etwa bei Schokolade eine Lieblingssorte hat, die es nicht fair gehandelt gibt, fällt der Verzicht natürlich schwer.
Außerdem seien viele Verbraucher beim nachhaltigen Konsum noch unsicher und überfordert. Studien zeigten immer wieder, dass noch viel Wissen fehle, etwa darüber, wo faire Produkte erhältlich seien und was die einzelnen Gütesiegel bedeuteten. Und: Die Kunden hätten Zweifel, ob ihr kleiner Beitrag tatsächlich eine Wirkung habe und etwa bei regionalen Produzenten ankomme.
Daher sei eine bessere Aufklärung über umwelt- und sozialverträgliches Einkaufen notwendig. Es sollte nicht so sein, dass der Verbraucher erst einen langen Beipackzettel studieren muss, um zu wissen, wie nachhaltig ein Produkt ist. Politik und Unternehmen müssten für mehr Transparenz sorgen. Die Flut an unterschiedlichen Zertifikaten, Siegeln und Labels müsse durch wenige, verlässliche Prüfzeichen ersetzt werden.
Beim Einkauf muss man immer mehr Wert darauf legen, dass Produkte unter fairen Arbeitsbedingungen und unter Einhaltung ökologischer Standards gefertigt wurden.