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China angeblich eine Hyperschall-Rakete getestet
Baku, den 17. Januar (AZERTAG). China hat angeblich eine Hyperschall-Rakete getestet. Das Verteidigungsministerium in Peking bestätigte den Flug. Es betonte, rein wissenschaftliche Ziele zu verfolgen. US-Politiker sind da anderer Ansicht.
Die Führungsrolle der USA in Sachen Militärtechnologie ist nach wie vor unumstritten. Doch China holt seit Jahren mit Riesenschritten auf. Jetzt hat die Volksbefreiungsarmee offenbar eine Hyperschall-Rakete getestet. Wie die Nachrichten-Website „Washington Free Beacon“ berichtete, sei die experimentelle Waffe mit der Bezeichnung WU-14 am 9. Januar geflogen. Das Verteidigungsministerium in Peking bestätigte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters den Bericht, sprach aber von rein wissenschaftlichen Untersuchungen. „Die Tests richten sich nicht gegen ein Land und haben kein konkretes Ziel“, erklärte das Ministerium.
„Free Beacon“ zitierte Pentagon-Sprecher Jeffrey Pool mit der Aussage, dass man den Test registriert habe. Über die Eigenschaften der Rakete äußerte er sich nicht, forderte aber größere Transparenz von China – „um Missverständnisse zu vermeiden“. Andere US-Regierungsvertreter hätten gesagt, der Flugkörper habe bis zu Mach 10 erreicht.
Von Hyperschall-Geschwindigkeit ist ab einem Tempo von fünffacher Schallgeschwindigkeit die Rede. Die USA forschen schon seit langem an derartigen Flugkörpern - unter anderem, um Waffensysteme zu erhalten, mit denen in kürzester Zeit Ziele überall in der Welt angegriffen werden können. Von einer Einsatzfähigkeit solcher Systeme sind sie aber noch Jahre entfernt.
Republikaner fordern mehr Geld fürs Militär - Bill Gertz, der Autor des „Free Beacon“-Berichts, ist kein Unbekannter. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher über Militärtechnologie und Verteidigungspolitik. Er zitiert in seinem Bericht diverse Experten, die zwar ebenfalls keine Details über den chinesischen Flugkörper verraten, eine solche Entwicklung aber für durchaus plausibel halten. Sie stünde auch im Einklang mit offiziellen Stellungnahmen des Pentagons. In seinem aktuellen Militär- und Sicherheitsbericht über China heißt es unter anderem, dass Peking im Mai 2012 den weltweit größten Windkanal in Betrieb genommen habe, der die Simulation von Flugbedingungen zwischen Mach 5 und 9 erlaube.
In Washington sorgte der „Free Beacon“-Bericht prompt für Forderungen nach mehr Geld fürs Militär. „Während eine Sparrunde nach der anderen Amerikas technologischen Vorteil schmälert, versuchen China und andere Konkurrenten, militärisch gleichzuziehen“, hieß es in einer gemeinsam Stellungnahme von Howard McKeon, immerhin Vorsitzender des Streitkräfte-Ausschusses im US-Repräsentantenhaus, und zwei weiteren Abgeordneten. In einigen Fällen - wie etwa dem mit Chinas Hyperschall-Rakete – „scheinen sie uns sogar abzuhängen“, so die Politiker.
„Vielleicht einfach nur kaputtgegangen“ - Nun gehören McKeon, Randy Forbes und Mike Rogers den oppositionellen Republikanern an - womit ihr Eintreten für höhere Militärausgaben wenig überraschend ist. Darüber hinaus gibt es Experten, die Chinas angebliche Fortschritte mit gehöriger Skepsis betrachten. „Die Amerikaner stecken seit Jahrzehnten zig Milliarden in die Erforschung dieser Technologie“, sagt der Münchner Raketenexperte Markus Schiller. Da sei kaum davon auszugehen, dass „die Chinesen die Amerikaner einfach mal so aus dem Stand überholen“. Derzeit müssten die Chinesen selbst ihre Kampfjets noch mit russischen Triebwerken bestücken.
Falls dieses Objekt wirklich Mach 10 geflogen ist, sei es wohl auf eine Reichweite von um die 1000 km verschossen worden. Mach 10 sei dann genau die Geschwindigkeit, die Raketen solcher Reichweite bei Brennschluss haben. „Und wenn das wiedereintretende Objekt Kurven fliegt“, kommentiert Schiller die Berichte über die Manövrierfähigkeit des China-Geschosses, „dann kann das auch bedeuten, dass es schlicht und einfach kaputtgegangen ist.“
Zur Skepsis passt die Grafik, welche laut „Free Beacon“ in der staatlichen chinesischen Zeitung „Global Times“ erschienen ist und die Flugbahn der WU-14 zeigen soll. Sie ist offenbar eine exakte Kopie einer Grafik zum US-Hyperschallflugzeug „HTV-2“.