WIRTSCHAFT
Chinas Zentralbank lässt den Wert des Yuan stark fallen
Baku, den 1. März (AZERTAG). So billig war der Yuan zuletzt 2007 - auch wenn die Chinas Währung gegenüber dem Dollar nur knapp ein Prozent verlor. Experten sehen darin ein Anzeichen, dass die chinesische Zentralbank die enge Kopplung an die US-Währung bald aufgeben könnte.
Nach jahrelanger Aufwertung lässt Chinas Zentralbank den Wert des Yuan ungewöhnlich stark fallen. Am Freitag gab die chinesische Landeswährung zum amerikanischen Dollar zeitweise um 0,85 Prozent nach. Das war der größte Verlust im Tagesgeschäft seit sieben Jahren. Zuletzt erholte sich der Yuan wieder etwas. Er notierte mit 6,1451 Yuan je Dollar 0,28 Prozent schwächer als am Donnerstag.
Über den gesamten Februar betrachtet hat der Yuan den stärksten Verlust erlitten, seitdem die fixe Bindung an den Dollar im Jahr 2005 erstmals gelockert wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Yuan fest an die US-Währung gekoppelt. Seither darf sich der Kurs um einen von der Zentralbank festgelegten Mittelkurs bewegen. Gegenwärtig beträgt dieses Band nach oben wie nach unten ein Prozent. Dieser Korridor wurde am Freitag also fast ausgeschöpft.
Mit der überraschenden Beschleunigung der seit zwei Wochen anhaltenden Yuan-Schwäche wolle die Notenbank die Spekulanten verschrecken, die auf weitere Aufwertung setzten, vermuten Experten. Der ständige Wertzuwachs hatte viel „heißes Geld“ an den Kapitalkontrollen vorbei nach China fließen lassen. Das erschwert die Bemühungen der Zentralbank, die Risiken durch den aufgeblähten Immobilienmarkt, das starke Kreditwachstum und das unkontrollierte Schattenbankenwesen einzudämmen.
Händler berichteten, dass die Zentralbank über große chinesische Staatsbanken amerikanische Dollar aufkaufe und Yuan verkaufe, um den Kurs zu drücken. Experten gingen davon aus, dass die Notenbank den Markt auch auf eine Erweiterung der Handelsspanne für den Yuan und damit eine weitere Liberalisierung vorbereiten könnte.
„Attraktivität Chinas nicht in Stein gemeißelt“ - Eine größere, marktorientierte Flexibilisierung der chinesischen Währung könnte Teil der Bemühungen sein, eine weitere Internationalisierung des Yuan zu erreichen. Der Renminbi, wie der Yuan auch genannt wird, wird immer häufiger als Handelswährung für chinesische Exportgeschäfte eingesetzt. Zuletzt gab es Spekulationen, dass eine Ausweitung der Handelsspanne auf vielleicht zwei Prozent schon bald erfolgen könnte.
Am nächsten Mittwoch beginnt in Peking die Jahrestagung des Volkskongresses, auf der der neue Regierungschef Li Keqiang in seinem Rechenschaftsbericht seine Wirtschaftspolitik vorstellen wird. Chinas neue Führer wollen den Marktkräften eine größere Rolle einräumen.
Einige führen die Yuan-Schwäche auf hausgemachte Probleme zurück: „Dass China - trotz des dauerhaften Problems heimischer Überinvestitionen - ein attraktiver Standort für ausländisches Kapital ist, ist nicht in Stein gemeißelt“, schrieb Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisenanalyse der Commerzbank . Er spielte auf Instabilität durch Schuldenberge lokaler Regierungen, den grauen Finanzmarkt und andere Risiken an, die in der zweitgrößten Volkswirtschaft schlummern und für einen schwächeren Yuan sprechen.