WIRTSCHAFT
Chinesische Staatsholding kauft Thielert Flugmotoren
Baku, den 23. Juli (AZERTAG). Der Hersteller von Flugmotoren aus Sachsen passt perfekt in die Strategie der Chinesen. Die Staatsholding kauft sich Schritt für Schritt die Technologie für Kleinflugzeuge zusammen.
China baut mit einem strategischen Zukauf seine Luftfahrtindustrie systematisch aus. Über die staatliche AVIC International Holding übernehmen die Asiaten die Technologie, Motoren und sämtliche Vermögenswerte des Flugmotorenherstellers Thielert Aircraft Engines.
Die deutsche Firma, die künftig Technify Motors GmbH heißt, rangiert weltweit auf Platz drei der Hersteller von Kolbenmotoren für kleinere Flugzeuge und Geschäftsflieger mit Propellerantrieb. Die Besonderheit ist, dass die Diesel-Motoren der Marke Centurion von Thielert mit dem herkömmlichen Flugkraftstoff Kerosin betrieben werden können, was praktisch an jedem Flughafen erhältlich ist.
Hinter der Gesellschaft liegen turbulente Jahre. Die Produktionsfirma gehörte zunächst zur Thielert AG, die 2005 an die Börse ging. Nach der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen musste die Muttergesellschaft und Thielert Aircraft Engines 2008 Insolvenz anmelden. Seither produziert die Firma aber weiter Flugmotoren und verbesserte die Qualität.
Thielert passt perfekt zur Strategie der Chinesen - Nach jahrelanger Suche durch den Insolvenzverwalter wurde mit den Chinesen nun ein Käufer gefunden. Das Thielert-Produktprogramm passt offensichtlich ideal zur Luftfahrt-Wachstumsstrategie der Regierung in Peking in der so genannten Allgemeinen Luftfahrt, also den kleineren Modellen unterhalb der großen düsengetriebenen Passagierjets. China öffnet derzeit seinen Luftraum schrittweise für den privaten Flugverkehr.
Im Frühjahr 2011 hatte der neue Thielert-Motoren-Eigentümer AVIC bereits den weltgrößten Flugzugkolbenmotorenhersteller, das US-Unternehmen Continental Motors, gekauft. Continental produziert vor allem herkömmliche Flugzeug-Kolbenmotoren.
Ein weiterer strategischer Schritt war dann im Juni 2011 die Übernahme des US-Kleinflugzeugherstellers Cirrus durch die Dachgesellschaft der AVIC. Damit hatte China einen führenden Kleinflugzeughersteller und einen führenden Flugzeugmotorenhersteller.
Motoren werden auch in Zukunft in Sachsen gefertigt-Gemeinsam mit der Thielert-Motorentechnologie entsteht nun ein Rundumpaket mit verschiedenen Motorentechnologien und einem Kleinflugzeughersteller. Welche Bedeutung die Luftfahrtindustrie in China hat, wird an den Firmengrößen deutlich. Der Thielert-Motoren-Aufkäufer AVIC hat allein 60.000 Beschäftigte in 400 Niederlassungen mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 14,8 Milliarden Euro.
Wie es in einer Mitteilung des Herstellers der Thielert-Centurion-Motoren heißt, wird die Produktion der Motoren in Sachsen am Standort St. Egidien bleiben. Dort fertigen gut 200 Beschäftigte die Antriebe.