GESELLSCHAFT
Der US-amerikanische Wetterdienst NOAA meldet
Baku, 13. März, AZERTAC
Vier Jahre lang wurde El Niño vorhergesagt - erst jetzt ist das Wetterphänomen über dem Pazifik aufgezogen. Auf dem halben Globus könnte sich die Witterung entscheidend ändern.
Selten wurden Meteorologen dermaßen vorgeführt. Seit vier Jahren haben sie nahezu monatlich die gleiche Prognose veröffentlicht: In Kürze werde El Niño im Pazifik aufziehen. Die Vorhersage des Phänomens ist die wichtigste Wetterprognose der Welt, denn sie betrifft den halben Globus.
Vergangenen Juni hoben die Experten die Wahrscheinlichkeit für El Niño gar auf 80 Prozent. Prompt fürchteten englische Fußballfans Nachteile für ihre Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Doch El Niño hat weitaus ernstere Folgen (siehe Grafik).
2013 erschienen sogar begutachtete Studien in bekannten Wissenschaftsmagazinen, die mit neuen Methoden El Niño für 2014 vorhersagten. Indes: Der Klimarowdy blieb weg. „El Niño oder La Nada?“, also „El Niño oder das Nichts?“, spottete die „Washington Post".
Zuletzt waren die Prognosen deutlich vorsichtiger geworden - und plötzlich ist er da. Im Pazifik herrschten El-Niño-Verhältnisse, das Meer habe sich deutlich erwärmt, meldet der US-amerikanische Wetterdienst NOAA. Üblicherweise ändert sich daraufhin das Wetter in großen Teilen der Welt.
El Niño ist Teil einer Wetterschaukel, die alle paar Jahre hin- und herschwingt. Normalerweise pressen Passatwinde das Wasser des Pazifiks von Osten nach Westen; vor den Philippinen steht der Meeresspiegel deshalb knapp einen Meter höher als vor Chile. Im Westen ist der Ozean dann etwa acht Grad wärmer. Vor Südamerika aber wird der Weg frei für kühles nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe, es quillt an die Oberfläche - und sorgt für Fischreichtum.
Kaputte Bojen - Bei einem El Niño flauen die Passatwinde ab, sodass das warme Wasser aus Asien zurückschwappt und sich wie ein Deckel auf das nahrungsreiche Tiefenwasser legt. Vor Südamerika bleiben folglich die Fischschwärme aus, daraufhin verhungern Seevögel und Robben zu Abertausenden; auch die Fischerei leidet.
Vielerorts steigen die Preise für Lebensmittel: Die veränderten Meerestemperaturen sorgen dafür, dass sich Regengebiete verlagern: Dürren drohen im Westen des Pazifiks, wo nun weniger feuchtwarme Luft aufsteigt, um Regenwolken zu bilden. Die Ernte wird knapper. Das dürregeplagte Kalifornien und andere Regionen im Osten des Ozeans hingegen können bei El Niño mit mehr Niederschlag rechnen.
Der aktuelle El Niño und einhergehende Wetteränderungen aber würde diesmal wohl schwach ausfallen, erklärt die NOAA. Die Qualität der Prognose muss jedoch bezweifelt werden. Die verfehlten Vorhersagen der vergangenen Jahre zwängen die Forschung, ihre Methoden zu überdenken, sagte NOAA-Experte Gabriel Vecchi dem Magazin „Nature“.
Als größtes Problem der El-Niño-Prognose erwies sich, die Abschwächung der Passatwinde vorherzusagen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Messbojen seit Jahren ausgefallen sind, die Veränderungen der Meerestemperatur aufspüren sollen.