GESELLSCHAFT
Der mühsame Kampf gegen die Plastikflut
Baku, 7. April, AZERTAC
Plastiktüten werden in Deutschland immer seltener. Nach ersten Schätzungen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) dürften im vergangenen Jahr 20 Prozent weniger der umweltschädlichen Tragehilfen verbraucht worden sein als 2016. Im Vergleich zum Jahr 2012 dürfte der Rückgang sogar bei mehr als 50 Prozent liegen.
Ein Grund zum Aufatmen ist das aber nur bedingt. Denn selbst wenn sich die Schätzungen bewahrheiten, wurden 2017 in der Bundesrepublik immer noch rund drei Milliarden Plastiktüten in den Verkehr gebracht.
Tatsächlich gehen andere Länder teils weit schärfer gegen Plastiktüten vor und erreichen damit auch deutlich durchschlagendere Erfolge. In Irland etwa wird jede Plastiktüte seit Jahren mit 22 Cent besteuert. Das Geld fließt in einen Umweltfonds. Mit Erfolg: Der Plastiktütenverbrauch sank dort laut EU-Kommission um fast 95 Prozent.
Noch härter geht Kenia vor. Aus dem afrikanischen Land war die Plastiktüte bis vor kurzem kaum wegzudenken, vom Einkauf im Supermarkt oder im Straßenverkauf bis zur praktischen Tragetasche und sogar als Toilette in den Slums. Etwa 100 Millionen Tüten wurden der kenianischen Umweltbehörde Nema zufolge jährlich allein von Supermärkten ausgeteilt.
Die Tüte war ein massives Umweltproblem. Doch viele der Gegenmaßnahmen, die in Deutschland und anderen europäischen Staaten Erfolg gezeigt haben, haben in Entwicklungsländern wie Kenia keine Chance. In Staaten mit einer großen informellen Wirtschaft sind etwa Steuern auf Plastiktüten kaum durchzusetzen.