WELT
Die Gier der Elfenbeindiebe
Baku, den 23. März (AZERTAG). Geschossen wird, was die Gewehre hergeben: In mehr als 30 Ländern Afrikas werden Elefanten und Nashörner gejagt wie nie zuvor - weil Wilderer Elfenbein und Hörner erbeuten wollen. Auch ein internationales Handelsverbot schützt die Tiere nicht.
Der Appell war öffentlich, und er war dramatisch: „Herr Präsident, veranlassen Sie alles Nötige, um die verbliebenen Elefanten im Bouba-Ndjida-Park zu schützen. Und bringen Sie die Mörder vor Gericht!“ So eindringlich mahnte die Regional-Vertreterin des World Wildlife Fund (WWF) Kameruns Präsident Paul Biya, endlich zu handeln.
Anlass war eines der schlimmsten Massaker der letzten Jahre an Elefanten, verübt in dem abgelegenen Nationalpark im Nordosten des zentralafrikanischen Landes. Zwischen 200 und 400 Tiere - die Meldungen waren widersprüchlich - sollen Wilderer innerhalb weniger Tage dort geschossen haben. Als ein Bataillon Soldaten schließlich vor Ort eintraf, fand der Trupp nur noch Dutzende von Kadavern vor. Die Stoßzähne waren herausgemeißelt.
Wie viele Elefanten in Kamerun überhaupt noch leben, weiß niemand genau; aber Experten gehen davon aus, dass die Population innerhalb kurzer Zeit um etwa die Hälfte geschrumpft ist.
Es ist nicht nur Kamerun, und es sind nicht nur Elefanten. In über 30 Ländern Afrikas werden Elefanten und Nashörner gejagt wie nie zuvor. Scharf sind die illegalen Jäger auf das Elfenbein beziehungsweise die Hörner. Allein im vergangenen Jahr sollen Wilderer quer über den Kontinent mehr als 2500 Elefanten erlegt haben, eine Rekordzahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989, als Elfenbeinhandel weltweit verboten wurde.
Das Handelsverbot hat den Tieren nur wenig geholfen: Auch die Nashörner gehen durch schwere Zeiten. In Südafrika, wo 90 Prozent der afrikanischen Rhinos leben, wurden 2011 mindestens 443 Tiere geschossen, knapp ein Drittel mehr als im Jahr 2010. Allein in diesem Jahr starben bereits weitere 135 Tiere.
Das Handelsverbot, ebenso heftig umstritten wie seine Ausnahmeregelungen, hat den Tieren nur wenig geholfen. Und auch der einmalige Verkauf von 105 Tonnen Elfenbein aus dem südlichen Afrika, auf das sich die Vertragsstaaten des Cites-Abkommens 2008 nach langen Diskussionen geeinigt hatten, hat die Wilderei womöglich eher befeuert als - wie erhofft - die Preise gesenkt.
Denn noch nie seit 23 Jahren wurde so viel beschlagnahmt wie 2011. 727 Hörner und Stoßzähne tauchten im vergangenen Dezember im kenianischen Hafen Mombasa auf, wenige Wochen zuvor waren schon 465 Teile gefunden worden. 13 große Funde gab es weltweit im vergangenen Jahr, jeder mehr als 800 Kilogramm schwer. Im Jahr zuvor waren es gerade mal sechs Aufgriffe gewesen.