GESELLSCHAFT
Die islamische Welt feiert Ramadan
Baku, 25. Mai, AZERTAC
Nach entbehrungsreichen Wochen ist für Millionen Muslime weltweit der Fastenmonat Ramadan zu Ende gegangen. Am Sonntag beginnt das mehrtägige Fest des Fastenbrechens, das in der Türkei auch Zuckerfest genannt wird - es wird allerdings von der Corona-Pandemie überschattet.
In anderen Jahren kamen zu dieser Zeit Muslime in Moscheen und mit ihren Familien zusammen, um gemeinsam zu beten und zu feiern. Doch um eine Ausbreitung des gefährlichen Virus zu verhindern, haben viele Länder strikte Ausgangsbeschränkungen erlassen, sodass Gläubige in den meisten Ländern zu Hause bleiben müssen.
Während des für Muslime heiligen Monats, der Ende April begonnen hatte, waren mehr als 1,6 Milliarden Gläubige dazu aufgerufen, täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex zu verzichten. Das Fasten gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islams.
Das Ende des Fastenmonats richtet sich nach dem Mond. Wie der Ramadan beginnt das arabisch Eid al-Fitr genannte Fest mit der Sichtung des Neumonds. Vor allem Kinder bekommen dann Geschenke und Süßigkeiten.
"Wir sehnen uns danach, wieder in Moscheen zu beten" - Die Moscheen sind jedoch in den allermeisten Ländern seit Wochen geschlossen - und bleiben es auch während des Eid al-Fitr. Vor allem die Länder am Persischen Golf hatten in vergangenen Tagen hohe Zahlen neuer Corona-Fälle gemeldet. So registrierte Saudi-Arabien in dieser Woche täglich weit mehr als 2000 neue Infizierungen. Insgesamt haben sich in dem Königreich mehr als 70.000 Menschen angesteckt.
Die einflussreiche al-Azhar-Lehranstalt in Kairo stufte Feiertagsgebete zu Hause wegen der Pandemie als "zulässig" ein. Eine staatlich betriebene Moschee durfte dort am Sonntag aber öffnen, wo sich einige wenige Gläubige versammelten. "Wir sehnen uns danach, wieder in Moscheen zu beten", sagte ein Kleriker in einer Predigt laut einer Übertragung im ägyptischen Staatsfernsehen.
Um die Krise in den Griff zu bekommen, kündigte Saudi-Arabien zum Ende des Ramadans eine mehrtägige Ausgangssperre an. Die gesamte Gesellschaft müsse "diese besonderen Umstände verstehen", sagte König Salman. Auch die benachbarten Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ordneten Gebete zu Hause an. Das Gesundheitsministerium wies zudem darauf hin, dass es besser sei, Geldgeschenke an Kinder zu überweisen, statt ihnen Scheine zu geben.
Katar forderte die Öffentlichkeit auf, an Eid al-Fitr niemanden zu besuchen und auch keinen Besuch zu empfangen. Auch Ägypten intensiviert die bestehenden Ausgangsbeschränkungen an den Festtagen. Der öffentliche Nahverkehr wird in dieser Zeit teilweise eingestellt. Restaurants, Parks und Strände bleiben geschlossen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verhängte wegen der Coronakrise eine viertägige Ausgangssperre über die Feiertage. Nur Senioren ab 65 Jahre - die seit Wochen komplett zu Hause bleiben müssen - dürfen mit einer Sondergenehmigung in ihre Heimatprovinzen reisen. Fast alle Moscheen im Land sind geschlossen, erst am 29. Mai soll das gemeinschaftliche Gebet wieder schrittweise aufgenommen werden.
Vor allem Saudi-Arabien leidet unter der Coronakrise. Dem ölreichen Land machen die niedrigen Ölpreise zu schaffen, von denen seine Einnahmen abhängen. Zudem droht die große Wallfahrt Hadsch, die eigentlich Ende Juli beginnt, in diesem Jahr auszufallen. Normalerweise kommen dann fast zwei Millionen Gläubige aus dem Ausland in die für Muslime heilige Stadt Mekka.