WELT
Dürre in Afrika – die Kinder sterben zuerst
Baku, den 19. Juli (AZERTAG). Etwa 15 Millionen Menschen am Horn von Afrika sind von der aktuellen Dürre betroffen. Wer kann, flieht nach Kenia. Aber nicht alle kommen in den Flüchtlingslagern an.
„Hm, ich weiß es nicht. Wirklich nicht“, sagt Abdio Ali Elmoi. Sie hockt zusammengekauert auf dem Boden, auf seltsame Weise verschmolzen mit dem staubtrockenen Sand des von Dürre geplagten Grenzgebiets zwischen Kenia und Somalia. „Ich kann mich nicht erinnern, wie alt ich bin.“ Mit ihren knochigen Händen streicht die Somalierin den Staub aus dem Gesicht. „Ich habe alles vergessen.“
Elmoi ist eine von Zigtausenden Flüchtlingen, die von Hunger getrieben über die somalische Grenze nach Kenia in das weltweit größte Flüchtlingslager Dadaab fliehen. Ein langes schwarzes Gewand und ein Schleier bedecken den ganzen Körper der Muslima. Das betont ihr von tiefen Falten durchfurchtes Gesicht, ihre Augen sind müde.
Elmoi hat seit Monaten keine ordentliche Mahlzeit mehr zu sich genommen. Hunger und Durst lassen sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Lange sei sie mit ihren Kindern unterwegs gewesen, sagt sie. „Zuerst sind wir mit dem Bus gefahren. Bis zur kenianischen Grenze. Dann hatte ich kein Geld mehr, und wir sind gelaufen.“
Barfuß durch die derzeit wohl menschenfeindlichste Landschaft im Osten Kenias, wo zahlreiche Regenperioden hintereinander ausgefallen sind und nichts mehr wächst außer Grausamkeiten bewaffneter Banditen, die verzweifelte Flüchtlinge wie Elmoi überfallen und ihnen die letzte Habe rauben.