WISSENSCHAFT UND BILDUNG


Elefantenvögel und kleine Kiwis sind eng verwandt

Baku, den 24. Mai (AZERTAG). Der afrikanische Elefantenvogel wurde bis zu drei Meter groß - rund zehnmal größer als der winzige neuseeländische Kiwi. Doch jetzt zeigt eine DNA-Analyse: Die beiden Arten sind eng verwandt.

Das überraschende Resultat einer Genomanalyse wirft ein neues Licht auf die Evolution der Laufvögel: Demnach sind der riesige Elefantenvogel aus Madagaskar und der winzige Kiwi aus Neuseeland quasi Geschwister - trotz ihres extrem unterschiedlichen Aussehens. Der Befund rüttelt an einer gängigen Abstammungstheorie und weist darauf hin, dass die Laufvögel von einem fliegenden Ahnen abstammen, berichten Forscher aus Australien und Neuseeland im Fachmagazin „Science“.

Zur Familie der Laufvögel (Struthioniformes) zählen in Afrika und Madagaskar die Strauße und Elefantenvögel, in Australien und Neuguinea die Emus und Kasuare, in Neuseeland die Moas und Kiwis und in Südamerika die Nandus und - je nach Klassifikation - Steißhühner. Bisher dachten Forscher, die Familien hätten sich nach dem Auseinanderbrechen des Superkontinents Gondwana auf ihrer jeweiligen Landmasse aus einem gemeinsamen flugunfähigen Vorfahren entwickelt. Da sich zunächst Afrika und Madagaskar vor etwa 130 bis 100 Millionen Jahren abspalteten, müssten Strauße und die inzwischen ausgestorbenen Elefantenvögel besonders eng verwandt sein.

Dies aber sei ein Trugschluss, schreiben die Forscher um Alan Cooper von der University of Adelaide. Sie untersuchten bei Laufvögeln die mitochondriale DNA, die über die mütterliche Linie weitergegeben wird. Die Analyse zeige, dass Elefantenvögel und Kiwis eng verwandt sind und sich erst vor rund 50 Millionen Jahren voneinander trennten - als Gondwana schon längst zerborsten war. Elefantenvögel, die vermutlich tagaktive Pflanzenfresser waren, wurden bis zu drei Meter hoch und 275 Kilo schwer. Kiwis sind dagegen nachtaktive Allesfresser, werden nur 35 Zentimeter groß und wiegen maximal fünf Kilogramm.

Einsame Riesen ohne natürliche Feinde - Die Forscher folgern aus ihren Ergebnissen, dass der gemeinsame Vorfahr beider Familien wahrscheinlich noch über große Entfernungen fliegen konnte. Die Biologen vermuten, dass die meisten Laufvogel-Familien selbstständig das Fliegen aufgaben. „Die frühe Evolution der Laufvögel wurde anscheinend dominiert von der Ausbreitung durch Fliegen und paralleler Evolution, wobei Flugunfähigkeit mindestens sechsmal und Gigantismus mindestens fünfmal entstand“, schreiben sie.

Demnach konnten sich Laufvögel auch deshalb entwickeln, weil natürliche Feinde fehlten. Dies sei in dem „ökologischen Vakuum“ nach dem Aussterben der Dinosaurier der Fall gewesen, also vor etwa 65 Millionen Jahren. Damals seien die Säugetiere noch etliche Millionen Jahre lang sehr klein und somit keine Bedrohung gewesen.

Dabei entstanden zunächst die großen Laufvögel wie Strauße, Nandus, Elefantenvögel oder Moas. Erst später hätten dann in zwei Regionen kleine Laufvögel - Kiwis und Steißhühner - noch freie ökologische Räume besetzt, die ihnen ihre großen Vettern - also Moas und Nandus - ließen.

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