WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Forscher berechnen Todeszeitpunkt der Erde
Baku, den 20. September (AZERTAG). Eigentlich geht es um die Suche nach Leben im All: Astronomen haben berechnet, wie viel Zeit ferne Exoplaneten in der lebensfreundlichen Zone verbringen. Doch die Daten gelten auch für die Erde - und der steht in rund 1,75 Milliarden Jahren ein schreckliches Ende bevor.
Die schlechte Nachricht zuerst: Die Erde hat in gewisser Weise schon 70 Prozent ihrer Lebensspanne hinter sich. Die gute: Für rund 1,75 bis 3,25 Milliarden Jahre wird dennoch weiter Leben auf unserem Planeten existieren können, berichten britische Forscher im Fachblatt „Astrobiology“. Erst dann wird die Sonne sich so weit zu einem roten Riesen aufgebläht haben, dass die Hitze sämtliches Wasser auf der Erdoberfläche verdampft.
Andrew Rushby von der University of East Anglia in Norwich und seinen Kollegen ging es bei ihrer Arbeit allerdings weniger um die ferne Zukunft der Erde. Vielmehr beschäftigen sie sich mit der Suche nach Leben im All. Zu diesem Zweck blicken Astronomen in die sogenannten habitablen Zonen.
Wenn es möglich ist, dass auf einem Planeten Wasser in flüssiger Form vorliegt - und nicht nur als Eis oder Dampf -, befindet er sich in einer habitablen Zone. Denn flüssiges Wasser gilt als eine der Grundvoraussetzungen für die Entstehung von Leben.
Die habitable Zone wandert - Die bewohnbare Zone ist nicht statisch, sie verändert sich mit den Lebenszyklen eines Sterns. In unserem Sonnensystem bewegt sie sich binnen einer Milliarde Jahre um rund ein Zehntel der Distanz zwischen Sonne und Erde nach außen. Rushby und Kollegen haben für sieben bekannte Exoplaneten berechnet, über welche Zeitspanne diese in dem lebensfreundlichen Bereich bleiben.
Denn nur, wenn ein Exoplanet lange genug in der habitablen Zone kreist, besteht die Chance, dass sich auch komplexere Lebensformen entwickeln. „Es ist sinnlos auf einem Planeten nach Anzeichen für Leben zu suchen, wenn er nur eine Million Jahre bewohnbar war“, sagte Rushby dem britischen „Independent“.
Die Physiker berechneten, dass sich zum Beispiel der Exoplanet Kepler 22b, der rund 600 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt, rund sechs Milliarden Jahre in der bewohnbaren Zone befindet. Gliese 581d, 20 Lichtjahre von der Erde weit weg, könnte sogar 54,7 Milliarden Jahre bewohnbar sein. Zum Vergleich: Die Gesamtzeit der Erde in der habitablen Zone schätzen die Forscher auf 6,3 bis 7,8 Milliarden Jahre.
„Im Moment haben wir nicht die Technologie, um zu schauen, ob es auf Kepler 22b und Gliese 581d Leben gibt, aber wir sollten sie die nächsten zweihundert, dreihundert Jahre im Auge behalten“, sagt Rushby.
Das Schicksal der Erde sehen die Astronomen als besiegelt. „Es wird immer heißer und wir können nichts dagegen tun“, sagt Rushby. „Der Optimist in mir hofft, dass wir das noch miterleben, oder eine Technologie erfunden haben, mit der wir uns in der Galaxie ausbreiten können“, sagt Rushby, „aber das liegt wohl im Bereich der Science Fiction.“
Immerhin hätte die Menschheit, falls sie dann noch existiert ein nahe Alternative: den Mars. Denn der rote Planet wird in 1,75 Milliarden Jahren mitten in der habitablen Zone liegen. Und dort sogar bis zum Ende der Lebenszeit der Sonne in rund sechs Milliarden Jahren bleiben.