GESELLSCHAFT
Geschwulst zwischen Muskeln
Baku, 14. Juli, AZERTAC
Mit einem tauben Arm und einer Schwellung an der Schulter sucht eine Frau Rat im Krankenhaus. Die Ärzte entdecken eine Wucherung, in der sich Knochenfragmente befinden. Das bringt sie auf eine ungewöhnliche Idee.
Eine 29-jährige Chinesin leidet seit zehn Tagen unter Schmerzen in der rechten Schulter und einem Taubheitsgefühl im Arm. Schon vor Monaten hat sie eine harte Schwellung an der rechten Schulter ertastet, weiß aber nicht, was es ist. In der Orthopädie der Shanxi Medical University von Taiyuan im Norden Chinas sucht sie Rat.
Bei der Untersuchung sehen die Ärzte zuerst, dass die Haut an der Schulter rot ist und sich vorwölbt. Berührungen schmerzen. Die Geschwulst fühlt sich fest an, lässt sich an der Oberfläche nur wenig verschieben und scheint auf einer Basis festzusitzen. Die Ärzte prüfen die Muskelkraft der Frau und bemerken eine leichte Schwächung des rechten Armes, wie sie im „Journal of Medical Case Reports“ berichten.
Geschwulst zwischen Muskeln, Knochen und Nerven - Auf einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs ist ein Tumor oberhalb des rechten Schlüsselbeins deutlich zu erkennen. CT-Bilder und eine Kernspintomografie zeigen, dass insbesondere ein Muskel des Schultergürtels stark verändert ist. Er verläuft von den oberen neun Rippen an der Brust bis zum Rücken und bildet dabei ein Muster wie ein Sägeblatt. Dieser Sägezahnmuskel bewegt und kippt das Schulterblatt und hilft bei Armbewegungen.
Warum sich aber ein Tumor gebildet hat, der in dem Muskel wächst, wissen die Ärzte noch nicht. Mit speziellen Geräten überprüfen sie, welche Anteile des Muskels nicht mehr optimal funktionieren. Auch die Nerven, die den Muskeln versorgen, sind den Tests zufolge leicht beschädigt, wodurch sich die Taubheit und die Schwäche erklären lassen.
Nach diesen Voruntersuchungen entfernen sie den Tumor. Er liegt in einer Lücke hinter dem rechten Schlüsselbein in unmittelbarer Nähe zum Trapezmuskel an der Brust sowie dem Schulterblattheber und einem Nervengeflecht, aus dem verschiedene Nerven für die Versorgung der Muskulatur hervorgehen. Die Chirurgen erkennen deutlich, dass der Tumor den Sägezahnmuskel infiltriert hat. Er ist auch mit verschiedenen Nerven verwachsen, die in Höhe der Halswirbel aus dem Rückenmark kommen und in das Nervengeflecht übergehen.
Um das empfindliche Gewebe während der Operation nicht zu verletzen, arbeiten die Chirurgen unter einem Mikroskop. Sie trennen die Nerven und Nervenhüllen vorsichtig vom Tumorgewebe und testen dabei immer wieder, ob die Nerven und Muskeln noch unbeschädigt sind.