WELT
Googles Ballon umrundet die Erde in drei Wochen
Baku, den 4. April (AZERTAG). Zwei Drittel der Weltbevölkerung haben keinen Internetzugang. Google will das mit dem „Project Loon“ ändern und entlegene Regionen via Ballons ans Netz bringen. Nun gibt es die erste Erfolgsmeldung.
Google hat einen Ballon für sein Internetzugangs-Projekt „Loon“ mit einer Erdumrundung getestet. Der Ballon „I-167“ habe nach dem Start in Neuseeland 22 Tage gebraucht, um einmal um den Erdball zu fliegen, gab der Konzern am späten Donnerstag bei seinem Online-Netzwerk Google Plus bekannt.
Die Entwickler des Projekts hätten nach insgesamt 500.000 zurückgelegten Kilometern inzwischen viel über Winde und Steuerung der Ballons gelernt, hieß es.
Google will mit dem „Project Loon“ das Internet in entlegene Regionen der Welt bringen. Ein Netzwerk aus Ballons in rund 30 Kilometern Höhe soll das Signal zur Erde funken. Facebook arbeitet an einer ähnlichen Idee mit großen Drohnen mit Solarantrieb, die lange in der Luft bleiben können.
„Loon“ ist in der Einheit Google X entworfen worden. Sie hat den Auftrag, nach radikal neuen Technologie-Lösungen zu suchen, „um die wirklich großen Probleme der Welt zu lösen“. Diese Abteilung ist direkt Google-Mitbegründer Sergey Brin unterstellt. Dort wurden auch die Datenbrille Google Glass und der Prototyp des selbstfahrenden Google-Autos entwickelt. Der Projektname „Loon“ spielt auf die englischen Wörter „balloon“ (Ballon) und „lunatic“ (verrückt) an.
Zwei Drittel der Weltbevölkerung ohne Internet – „Wir halten einen Ring von Tausend Ballons und mehr für möglich, die, von stratosphärischen Winden vorwärts getrieben, den Erdball umrunden und den Menschen auf der Erde eine Verbindung zum Internet ermöglichen“, sagte Projektleiter Cassidy beim Start des Projekts im vergangenen Jahr.
Als erster Mensch der Welt habe sich der neuseeländische Ingenieur Charles Nimmo aus Leeston rund 15 Minuten lang mit dem ballongestützten Internet verbinden können, erklärte Google. Für eine kontinuierliche Versorgung sind jedoch noch zu wenige Ballons in der Stratosphäre, erklärte Cassidy. Das Internet sei eine der Technologien, die das Leben der Menschen mit am stärksten verändert hätten. „Für zwei Drittel aller Menschen jedoch ist ein schneller, bezahlbarer Internetanschluss noch immer nicht verfügbar.“
Der Internetverbindung stünden zunächst etliche landschaftliche Probleme entgegen: Dschungel, Inselgruppen, Gebirge. Der Zugang sei auch zu teuer. „In den meisten Ländern der Südhalbkugel muss man für einen Internetanschluss im Moment mehr als ein Monatseinkommen bezahlen.“ Der ballongestützte Internetzugang könne diese Probleme lösen.
Aufwand geringer als bei einem Satellitenprojekt - Die Erfahrungen des Pilotversuchs in Neuseeland sollen verwendet werden, um die Technologie zu verfeinern und die nächste Phase für das Projekt voranzutreiben. Über das „Project Loon“ erhalten die Anwender derzeit eine Internetverbindung mit der Bandbreite einer UMTS-Mobilfunkverbindung.
Die elektronischen Geräte, die an einem Ballon hängen, werden durch Solarzellen mit Strom versorgt. Google kann die Ballons zu Wartungszwecken wieder auf den Erdboden steuern. Herkömmlichen Flugzeugen kommen die Google-Ballons nicht in die Quere: Sie fliegen in der doppelten Höhe wie Langstreckenflieger der zivilen Luftfahrt.
Das Google-Projekt erinnert vom Konzept her an das Satellitenkommunikationssystem Iridium aus 66 aktiven Satelliten auf sechs Umlaufbahnen, die allerdings viel weiter von der Erdoberfläche entfernt unterwegs sind. Sie umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 780 Kilometern in rund 100 Minuten.
Wegen der kürzeren Distanz sei der technische und finanzielle Aufwand der Ballon-Lösung deutlich geringer als bei einem Satelliten-Netzwerk. Außerdem benötige man dafür kein lizenzpflichtiges Frequenzspektrum. Damit könne das Projekt auch schneller umgesetzt werden.